Haitis Präsident Moïse ermordet

Haitis Präsident Moïse ermordet

Berlin, Port-au-Prince (epd). Haitis Präsident Jovenel Moïse ist am Mittwochmorgen (Ortszeit) ermordet worden. Unbekannte seien in das Haus des Regierungschefs eingedrungen und hätten ihn erschossen, teilte der Premierminister Claude Joseph mit. Moïses Ehefrau Martine sei bei dem Anschlag verletzt worden, erklärte Joseph in einer Radioansprache. Wer hinter dem Attentat stecke, sei bislang unklar. Einige Angreifer hätten englisch und spanisch gesprochen.

In dem von Armut und Kriminalität geprägten Land kommt es immer wieder zu gewaltsamen Protesten gegen die Regierung. Die Opposition hatte die Rechtmäßigkeit von Moïses Präsidentschaft bestritten. Der Staatschef war 2016 gewählt worden, hatte sein fünf Jahre dauerndes Amt aber erst 2017 übernommen und wollte deshalb erst 2021 abdanken. Kritiker sind jedoch der Meinung, dass der Staatschef am 7. Februar dieses Jahres hätte abdanken müssen. Auch der Oberste Gerichtshof hatte entschieden, dass Moïse zurücktreten muss. Die EU und die USA stärkten dem Staatschef jedoch den Rücken.

Vergangene Woche waren bewaffnete Banden aus ihren angestammten Vierteln in die Knotenpunkte der Hauptstadt Port-au-Prince vorgedrungen. Gegen die ausufernde Gewalt gab es immer wieder Proteste. Im April hatte die katholische Bischofskonferenz zu einem Streik aufgerufen, nachdem sieben Kirchenvertreter entführt worden waren. Zahlreiche Schulen, Firmen und Geschäfte blieben daraufhin geschlossen. Haiti ist das ärmste Land Lateinamerikas. Etwa 70 Prozent der 11,2 Millionen Einwohner des karibischen Inselstaates leben in Armut.