München (epd). Der Islamismusexperte Ahmad Mansour warnt nach der Messerattacke in Würzburg vor einer neuen Art des Terrors. In den vergangenen Jahren seien Anschläge zu beobachten, bei denen die Täter „gar keinen Kontakt zu Terrororganisationen hatten, bei denen die Ideologie nicht so fest verankert ist in ihren Köpfen“, sagte Mansour am Dienstag dem Radiosender Bayern 2. Eine Mischung aus Labilität, gepaart mit ideologischen Zügen und vielleicht einer persönlichen Krise könne explosiv sein und „dazu führen, dass diese Leute auch bereit wären, im Namen dieser Ideologie und Labilität andere Menschen zu verletzen“.
Die Gefahr für weitere Anschläge und Attentate in Deutschland schätzt Mansour nach eigenen Worten als sehr hoch ein. Es handele sich nicht um Einzelfälle. Nach seinen Beobachtungen in Gefängnissen, Schulen und Willkommensklassen gebe es noch enormen Nachholbedarf bei der Integration. „Diese Gefahren sind nicht nur in Würzburg zu sehen, sondern wir haben diese Gefahren leider in Deutschland sehr verbreitet“, sagte der Psychologe.
Attentate wie in Würzburg zu verhindern, gehe über den Weg der Integration, erklärte er. So könnten Parallelgesellschaften verhindert und Radikalisierungen präventiv verhindert werden. Wenn traumatisierte und labile Menschen „noch dazu in dieser Gesellschaft nicht ankommen, nicht ankommen wollen oder nicht ankommen können, wenn sie diese Gesellschaft verachten, dann kann das sehr, sehr gefährlich werden“, sagte Mansour. Er sprach sich für mehr Fortbildungen für Psychologen zu den Themen Radikalisierung und Islamismus aus.
Bei der Messerattacke in Würzburg waren am Freitag drei Frauen getötet worden. Der Attentäter, ein 24-jähriger Mann aus Somalia, sitzt wegen dreifachen Mordes, versuchten Mordes sowie gefährlicher Körperverletzung derzeit in Untersuchungshaft. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sprach von klaren Hinweisen auf ein islamistisches Motiv.
