Berlin (epd). In Deutschland gibt es jetzt ein bundesweites Melderegister zur Erfassung von antimuslimischen Rassismus. Unter der Internetseite www.i-report.eu können künftig Vorfälle gemeldet werden, die sich gegen Muslime oder als muslimisch gelesene Menschen richten, kündigte die Initiative Claim-Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit am Mittwoch in Berlin an. Den Angaben zufolge handelt es sich um das erste bundesweite Melderegister für islamfeindliche und antimuslimische Übergriffe.
Laut Bundesinnenministerium wurden 2020 in Deutschland 1.026 islamfeindliche Straftaten erfasst. Die Dunkelziffer werde von Experten und Expertinnen jedoch weitaus höher geschätzt, betonte die Projektleiterin der Claim-Allianz, Rima Hanano. So würden viele Vorfälle von Behörden nicht als „islamfeindlich“ eingestuft oder von Betroffenen gar nicht erst zur Anzeige gebracht.
„Wir haben es bei antimuslimischem Rassismus keineswegs mit einem Randphänomen zu tun. Ausgrenzungen, menschenfeindliche Bedrohungen oder Beleidigungen sind für viele Menschen eine alltägliche Erfahrung“, sagte Hanano. Als Beispiele wurden physische und psychische Übergriffe und Diskriminierungen im Bildungsbereich, im Gesundheitswesen, auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt und im öffentlichen Raum genannt.
Anlass für den Start des neuen Melderegisters ist auch die am Donnerstag beginnende Aktionswoche gegen antimuslimischen Rassismus, die bis zum 1. Juli läuft. Am 1. Juli 2009 wurde die ägyptische Pharmazeutin Marwa El-Sherbini im Landgericht Dresden ermordet, als sie nach einer Zeugenaussage das Gebäude verlassen wollte.