Hilfsorganisation: Humanitäre Lage in Syrien verschlechtert sich

Hilfsorganisation: Humanitäre Lage in Syrien verschlechtert sich

Berlin (epd). Drei Wochen vor dem Auslaufen einer UN-Genehmigung zur grenzüberschreitenden Hilfe in Syrien warnt das „International Rescue Committee“ (IRC) vor einer Verschlechterung der humanitären Lage im Nordwesten des Landes. Der Bedarf an Nahrungsmitteln und Wasser steige und die Fälle von Kinderarbeit sowie Kinderheirat häuften sich, erklärte die Hilfsorganisation am Dienstag in Berlin. „Allein im letzten Jahr ist die Zahl der Bedürftigen in Syrien um 20 Prozent gestiegen“, sagte IRC-Präsident David Miliband.

Die Hilfsorganisation hat nach eigenen Angaben Daten zur humanitären Lage von 1.642 Syrerinnen und Syrern im Nordwesten des Lands erhoben. Demnach haben vier von fünf Befragten angegeben, mindestens sechsmal geflohen zu sein. Knapp die Hälfte habe berichtet, dass Kinderarbeit in ihrem Gebiet üblich sei. Knapp 60 Prozent der Befragten verfüge nach eigenen Angaben nicht über ausreichend Wasser zum Trinken oder für den täglichen Verbrauch, erklärte die Hilfsorganisation.

Humanitäre Hilfe gelangt derzeit über den einzigen geöffneten Grenzübergang, Bab al-Hawa, nach Syrien. Die aktuelle Autorisierung des UN-Sicherheitsrats für die Nutzung des Grenzübergangs läuft am 10. Juli aus. Noch steht nicht fest, ob und wie der Rat die Genehmigung verlängern wird. In den vergangenen Jahren sperrte sich die Vetomacht Russland wiederholt gegen Öffnungen, weil dadurch die Souveränität Syriens beeinträchtigt würde.

IRC-Präsident Miliband forderte, nicht nur die Genehmigung für den Grenzübergang Bab al-Hawa zu verlängern, sondern auch die Übergänge Bab al-Salam und Yarubiyah zu öffnen. Das würde sicherstellen, dass dringend benötigte Hilfsgüter wie Lebensmittel und Corona-Impfstoffe in das Land kämen.

Seit 2011 herrscht in Syrien ein vielschichtiger blutiger Konflikt. Rebellen und Terroristen eroberten weite Teile des Landes. Präsident Baschar al-Assad konnte mit militärischer Hilfe aus Russland und dem Iran die meisten verlorenen Regionen wiedergewinnen. Die UN bemühen sich bislang vergeblich um eine umfangreiche Friedenslösung.