25-Jährige in Spitzenamt der evangelischen Kirche gewählt

Die Philosophie-Studentin Anna-Nicole Heinrich aus Regensburg
© epd-bild/Tino Lex
Die 25-jährige Anna-Nicole Heinrich ist am Wochenende zu einer der höchsten Repräsentantinnen der evangelischen Kirche gewählt worden.
25-Jährige in Spitzenamt der evangelischen Kirche gewählt
Die evangelische Kirche wird künftig durch ein junges Gesicht repräsentiert: Die Philosophie-Studentin Anna-Nicole Heinrich ist neue Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland und wird den Zukunftskurs der Kirche mitbestimmen.
09.05.2021
epd
Von Franziska Hein (epd)

Hannover (epd). Jung, weiblich, unkonventionell - die 25-jährige Philosophie-Studentin Anna-Nicole Heinrich aus Regensburg ist am Wochenende zu einer der höchsten Repräsentantinnen der evangelischen Kirche gewählt worden. Auf der ersten Sitzung der neuen Amtsperiode wählte das Kirchenparlament die junge Frau per Online-Wahlverfahren zur Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Heinrich erhielt schon im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit der Stimmen, und setzte sich damit gegen die Marburger Grünen-Politikerin und Richterin Nadine Bernshausen (41) durch.

Mit Heinrichs überraschendem Wahlerfolg wurde eine Aufbruchsstimmung in der evangelischen Kirche deutlich, die angesichts sinkender Mitgliederzahlen und schwindender finanzieller Ressourcen in den kommenden Jahren den Gürtel enger schnallen muss. Heinrich folgt auf die ehemalige FDP-Bundesministerin Irmgard Schwaetzer (79).

Anna-Nicole Heinrich warb in ihrer Vorstellungsrede vor den Synodalen für eine „optimistische Perspektive hinaus in die Weite“, wenngleich sie begleitet sein werde „von Sparmaßnahmen, Rückbau und Umbau“. Nach ihrer Wahl sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd), sie wolle „eine offene, missionale Kirche repräsentieren, die sich hoffentlich nicht zu stark leiten lässt von politischen Positionierungen, jedoch immer wieder Bezug auf gesellschaftliche Themen nimmt“. Als Präses gehört Heinrich außerdem auch dem 15-köpfigen Rat der EKD an, der im November neu gewählt wird.

Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm forderte von den 128 Delegierten der auf sechs Jahre gewählten Synode einen Perspektivwechsel. Die Zahl der Mitglieder sinke, aber die Gefahr sei groß, einem großen Verfallsnarrativ auf den Leim zu gehen, sagte er in seinem Ratsbericht. „Wir sollten aber nicht alten Zeiten nachtrauern, sondern uns auf den Weg machen zu einer frischen, agilen, zuversichtlichen Kirche.“ Bedford-Strohm ging auch auf die Herausforderungen durch die Corona-Pandemie, den Klimaschutz und die aktuelle Debatte über den assistierten Suizid ein.

Vor dem Hintergrund von Berichten über ein mögliches Aus für den Betroffenenbeirat der EKD, der die Aufklärungsbemühungen der evangelischen Kirche unterstützen soll, sagte Bedford-Strohm eine Einigung mit dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, über eine unabhängige Aufarbeitung in diesem Jahr zu. Die EKD verhandelt derzeit mit Rörig über eine Vereinbarung ähnlich der, die die katholische Kirche im vergangenen Jahr bereits unterzeichnet hatte.

Am Montagabend findet die Sitzung des Betroffenenbeirats statt, in der über die Aussetzung der Arbeit beraten und beschlossen werden soll. Bedford-Strohm sprach sich am Samstag vor Journalisten für die Mitwirkung von Betroffenen an der kirchlichen Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch aus. Auch Heinrich will sich für Betroffene einsetzen. „Eine Aufarbeitung ohne die Beteiligung von Betroffenen wird nicht funktionieren“, sagte sie dem epd. Im November sollen Betroffene wieder wie erstmals im November 2019 zur Synode eingeladen werden.