Umweltschützer gegen Buschholz aus Namibia für Hamburger Kraftwerke

Umweltschützer gegen Buschholz aus Namibia für Hamburger Kraftwerke

Berlin (epd). Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat davor gewarnt, Buschholz aus Namibia in Hamburger Heizkraftwerken zu verfeuern. Ein von ihr in Auftrag gegebenes Gutachten zeige, dass die Hamburger Umweltbehörde die Nachhaltigkeit und die Klimabilanz des Vorhabens beschönige, erklärte die Umweltschutzorganisation am Freitag in Berlin. "Wir fordern die Hamburger Umweltbehörde auf, das Vorhaben zu stoppen und nicht auf Buschholz aus Namibia zu setzen", sagte DUH-Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner.

Seit Mai 2020 prüft die Hamburger Umweltbehörde den Import von Buschholz aus Namibia, um in der Fernwärmeversorgung aus der Kohle auszusteigen. Laut einem von der Hochschule Trier für die Umweltbehörde erstellten Szenario könnte die Klimabilanz trotz des 10.000 Kilometer langen Transportwegs positiv ausfallen, unter anderem weil durch nachwachsende Büsche und Gräser CO2 aus der Atmosphäre entzogen würde. Auch Namibia soll von der Partnerschaft profitieren. So könnte das Projekt nach Darstellung der Hamburger Umweltbehörde das Problem der "Verbuschung" in dem südwestafrikanischen Land lindern. Diese Verbuschung gefährde landwirtschaftliche Nutzflächen und entziehe dem Boden große Mengen an Wasser, heißt es.

Dem widerspricht das von der Deutschen Umwelthilfe in Auftrag gegebene Gutachten. Die jährliche Zuwachsrate sei viel zu hoch angesetzt, schreiben die Autoren, Pierre Ibisch und Axel Schick. Es werde somit auch weniger CO2 durch nachwachsende Pflanzen gebunden. Das Gutachten stelle die "Kohlenstoffbilanzen und die Nachhaltigkeitsbewertungen einer Buschholzernte ernsthaft in Frage", erklärte Ibisch.

In ihrem Gutachten warnen die Wissenschaftler von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde auch davor, die Verbuschung in Namibia als ein einseitiges Problem zu behandeln. Studien hätten gezeigt, dass die Böden unter Sträuchern einen höheren Gehalt an Bodennährstoffen hatten als Weideflächen. Zudem verbesserten die Büsche die Aufnahme von Wasser in den Boden. Nicht zuletzt sei das Gehölz ein Schutzraum für zahlreiche Tierarten. Viele Bewertungen zu den Auswirkungen von Verbuschung stammten aus Studien, "die sich auf Weideland konzentrieren und die negativen Auswirkungen auf die Futterproduktion hervorheben", schreiben die Autoren. Der derzeitige Wissensstand stütze "in keiner Weise die Annahme, dass ein nachhaltiger Export von Buschbiomasse aus Namibia möglich und sinnvoll ist", sagte Ibisch.