Ecuador liberalisiert Abtreibungsrecht

Ecuador liberalisiert Abtreibungsrecht

Berlin, Quito (epd). Frauenrechtsorganisationen haben in Ecuador die Entkriminalisierung von Abtreibungen nach Vergewaltigungen als wichtigen Schritt begrüßt. Die Nationale Frauenkoalition sprach am Donnerstag von einem "historischen Urteil". Jetzt gehe es darum, dass Schwangerschaftsabbrüche insgesamt legalisiert werden. Das Verfassungsgericht hatte am Mittwoch (Ortszeit) mit sieben zu zwei Stimmen Abtreibungen nach Vergewaltigungen für straffrei erklärt. Der entsprechende Paragraf im Strafrecht wurde damit verfassungswidrig.

Die Entscheidung kam nach einer Petition von Frauenrechtsgruppen zustande. Vor dem Gebäude des Verfassungsgerichts kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und Befürwortern von Schwangerschaftsabbrüchen. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein.

Bislang war in Ecuador eine Abtreibung nur dann erlaubt, wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist oder nach Vergewaltigung einer geistig behinderten Frau. Das Verfassungsgericht hat jetzt anerkannt, das alle Frauen, die vergewaltigt wurden, das Recht auf eine Abtreibung haben. Bei einem illegalen Schwangerschaftsabbruch droht Frauen eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren. Das führt dazu, dass viele Mädchen und Frauen unsichere Abtreibungen vornehmen lassen, die zu gesundheitlichen Komplikationen und zum Tod führen können.

In ganz Lateinamerika kämpfen Aktivistinnen derzeit für die Legalisierung von Abtreibungen. Ihr Symbol sind grüne Tücher. Ende vergangenen Jahres hatte Argentinien Abtreibungen straffrei gestellt. Nur in Kuba, Uruguay und Guyana sind Abtreibungen in den ersten Schwangerschaftswochen legal. Andere Länder ermöglichen unter bestimmten Bedingungen wie Vergewaltigungen und bei Gefahr für das Leben der Mutter Unterbrechungen der Schwangerschaft. In El Salvador, Honduras, Nicaragua, Haiti und der Dominikanischen Republik steht jegliche Form von Abtreibung unter Strafe und wird mit hohen Gefängnisstrafen geahndet.