Weimar (epd). Ein neuer Blog ist einer Sammlung mit Tondokumenten von Überlebenden deutscher Konzentrationslager gewidmet. Das am Donnerstag freigeschaltete Internet-Tagebuch von Jenaer Historikern stellt die Aufzeichnungen des Chicagoer Sozialpsychologen David P. Boder in den Mittelpunkt, wie die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora in Weimar mitteilte. Der Blog mit dem Titel "Fragen an Displaced Persons" wolle Neugierde stiften, fundiertes Wissen bieten, Methoden- und Fragekompetenz fördern sowie Forschungsansätze bekanntmachen.
Boder sei 1946 nach Europa gereist und habe mehr als 100 Interviews mit Überlebenden - den Displaced Persons (DPs) - geführt. Der Sozialpsychologe habe die Stimmen auf Drahtton-Spulen gespeichert, erklärte ein Sprecher der Stiftung. Daraus sei die weltweit erste Sammlung von Audio-Interviews mit Überlebenden der Schoah entstanden. Nach dem Tod des jüdisch-amerikanischen Forschers 1961 sei die Sammlung in Vergessenheit geraten. Erst von 2009 an hätten sich wieder Studien mit ihr befasst. Zudem habe das Chicagoer Archiv "Voices of the Holocaust" die Interviews online gestellt.
Mit ihrem Blog wollen die Historiker ein Forum etablieren, das diese akustischen Artefakte öffentlich befragt und reflektiert, wie der Sprecher sagte. Auch sollen neueste Erkenntnisse zu den befragten Überlebenden veröffentlicht werden. Zum Start stünden zunächst sechs Beitrage zur Verfügung, weitere würden folgen.
Der Blog wird laut Stiftung von der Bundeszentrale für politische Bildung unterstützt. Er präsentiere fachübergreifende Forschung, lade zum Mitmachen ein und unterstütze "verstehendes Hören", sagte Präsident Thomas Krüger.
