Konservativer Guillermo Lasso gewinnt Präsidentschaftswahl in Ecuador

Konservativer Guillermo Lasso gewinnt Präsidentschaftswahl in Ecuador
In Peru Linkspolitiker überraschend vorne - Stichwahl nötig
Rechtsruck in Ecuador, Überraschung in Peru - der konservative Ökonom Lasso wird nächster ecuadorianischer Präsident und verspricht dem Land einen Kurswechsel. In Peru könnte ein linker Lehrer in die Stichwahl einziehen, mit dem niemand rechnete.

Quito, Lima (epd). Rechtsruck in Ecuador: Der konservative Politiker Guillermo Lasso ist zum neuen Präsidenten gewählt worden. Der 65-jährige Unternehmer gewann die Stichwahl am Sonntag (Ortszeit) und erhielt nach Auszählung von knapp 99 Prozent der Stimmen 52,4 Prozent. Der Sozialist Andrés Arauz unterlag mit rund 47,6 Prozent der Stimmen.

In der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Peru liegt hingegen der Linkspolitiker Pedro Castillo überraschenderweise vorne. Nach Auszählung von 43 Prozent der Stimmen erhielt er 16 Prozent vor dem 79-jährigen Ökonomen Hernando de Soto mit 13,7 Prozent und dem ultrarechten Rafael López Aliaga mit 13 Prozent. Da keiner der Kandidaten 50 Prozent Wählerstimmen oder einen zehnprozentigen Vorsprung auf dem Zweitplatzierten erreicht hat, wird es eine Stichwahl geben, die für den 6. Juni geplant ist.

Ecuadors künftiger Präsident Lasso sagte bei seiner ersten Rede nach der Wahl: "Die Wähler haben sich für den Wandel entschieden", und versprach, nach 14 Jahren Sozialismus einen neuen Kurs einzuschlagen. Der Banker, der bereits zum dritten Mal angetreten war, steht für eine liberale Wirtschaftspolitik und will den Staatsapparat deutlich verkleinern. "Wir werden mit Entschlossenheit daran arbeiten, dass alle 17 Millionen Ecuadorianer von dem Wandel zu einem demokratischen, freien, wohlhabenden Land profitieren", sagte der 65-Jährige unter Anspielung auf den autokratischen Regierungsstil von Ex-Präsident Rafael Correa, seinem Vor-Vorgänger.

Lasso gilt als sehr konservativ und gehört innerhalb der katholischen Kirche der erzkonservativen Strömung des Opus Dei an. Dennoch betonte er noch am Abend, sich auch für die Rechte von Minderheiten wie der Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen einzusetzen.

Kontrahent Arauz erkannte seine Niederlage an. Der 36-jährige Wirtschaftswissenschaftler, der als Ziehsohn von Ex-Präsident Correa gilt, hatte den ersten Wahlgang mit rund 32 Prozent deutlich gewonnen. Auch Ex-Präsident Correa, der den Wahlkampf von Belgien aus prägte, wünschte Lasso viel Erfolg.

Lasso punktete vor allem im Hochland und im Amazonasgebiet und konnte vor allem Wählerinnen und Wähler gewinnen, die sich nach einem Ende der Polarisierung sehnen. Allerdings erreichte die Zahl der ungültigen Stimmen mit rund 1,7 Millionen oder mehr als 16 Prozent der Wähler einen Rekord. Dies wird als Widerstand gegen beide Kandidaten gewertet. Der im ersten Wahlgang Drittplatzierte Kandidat Yaku Pérez der Ureinwohner-Partei Pachakutik hatte zu den sogenannten Nullstimmen aufgerufen. Er hatte den Einzug in die Stichwahl nur knapp verpasst und spricht von Wahlbetrug.

Lasso wird das höchste Staatsamt am 24. Mai inmitten einer schweren Krise übernehmen. Das Andenland ist schwer verschuldet, die Wirtschaft ging 2020 um 7,8 Prozent zurück. Auch in sozialen Bereichen hat die Corona-Pandemie Ecuador um Jahre zurückgeworfen. So ist die Kluft zwischen Arm und Reich nach Angaben des Nationalen Statistikinstituts (INEC) wieder so tief wie 2010. Die Zahl der offiziell gemeldeten Arbeitslosen kletterte auf 5,7 Prozent und die der Unterbeschäftigten auf 23 Prozent. Laut INEC gilt ein Drittel der Bevölkerung als arm, auf dem Land ist es sogar die Hälfte.

Der bislang Erstplazierte in Peru, Castillo, galt im Wahlkampf als Außenseiter. Der 51-jährige Lehrer gehört nicht zum politischen Establishment. Somit wird seine Führung auch als Protest der Peruaner gegen die etablierten Parteien gewertet. Castillo ist im Vergleich zu den meisten anderen Präsidentschaftskandidaten in keine Korruptionsskandale verwickelt, gegen ihn laufen keine Ermittlungen. Seit 2016 wird das Andenland von Korruptionsskandalen erschüttert, die eine schwere politische Krise auslösten. Es gab vier Präsidenten, die alle nicht ihr Mandat beendeten.

epd rr/suk nam