Geomar: Milliardenschäden durch eingewanderte Arten

Geomar: Milliardenschäden durch eingewanderte Arten

Kiel (epd). Pflanzen oder Tiere, die in fremde Ökosysteme einwandern, können erhebliche wirtschaftliche Schäden verursachen. Ein internationales Forschungsteam unter Leitung des Kieler Geomar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung hat nun erstmals die weltweiten Kosten von invasiven, im Wasser lebenden Arten berechnet und kommt auf eine Summe von mindestens 23 Milliarden US-Dollar für das Jahr 2020, wie Geomar am Dienstag mitteilte.

Bislang hat sich die Forschung vor allem auf die ökologischen Folgen dieser Invasionen konzentriert. In einer globalen Datenanalyse haben 20 Wissenschaftler aus 13 Ländern unter Leitung des Geomar-Teams die ökonomischen Kosten zusammengestellt, die speziell durch Invasoren im Wasser verursacht werden. Seit den 1970er Jahren hätten eingewanderte Arten im Wasser mindestens 345 Milliarden US-Dollar gekostet, sagte Geomar-Forscher Ross Cuthbert, Hauptautor der Studie.

Wirtschaftliche Kosten entstehen zum Beispiel, wenn eingewanderte Arten kommerziell genutzte Fischbestände dezimieren, tödliche Krankheiten verbreiten oder Infrastrukturen beschädigen. "Gute Beispiele sind invasive Muscheln, die Einlassrohre von Fabriken, Kraftwerken oder Wasseraufbereitungsanlagen verstopfen", so Cuthbert. Auch könnten Parasiten katastrophale Einbrüche in der kommerziellen Fischerei verursachen.

Für die Studie nutzte das Team Fälle, die in der vorhandenen Literatur erfasst wurden, und vereinheitlichte sie in einer Datenbank. Wirbellose Tiere machten mit 62 Prozent den größten Anteil der Kosten aus, gefolgt von Wirbeltieren (28 Prozent) und Pflanzen (6 Prozent). Die höchsten Kosten wurden in Nordamerika (48 Prozent) und Asien (13 Prozent) gemeldet. Besorgniserregend sei, dass mehr als zehnmal weniger für die Verhinderung künftiger Invasionen ausgegeben wurde als zur Behebung der Schäden, hieß es.

Die tatsächlichen Kosten dürften weit über den berechneten Kosten liegen. Für viele Länder vor allem in Afrika und Asien seien die Kosten nie gemeldet worden, erklärte Cuthbert. Notwendig sei daher eine verbesserte Kostenberichterstattung, um Wissenslücken zu verringern. "Die Kosten sind im Laufe der Zeit gestiegen und werden bei zukünftigen Invasionen voraussichtlich weiter zunehmen."