Papst fordert solidarische Impfstoffverteilung

Papst fordert solidarische Impfstoffverteilung
Kirchenoberhaupt erteilt Segen «Urbi et orbi»
Papst Franziskus zelebriert zum zweiten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie die Osterliturgien in einem fast menschenleeren Petersdom. In seiner Predigt fordert das katholische Kirchenoberhaupt Zugang zu Impfstoffen auch für arme Länder.

Rom (epd). Papst Franziskus hat eine gerechte Verteilung der Impfstoffe gegen das Corona-Virus angemahnt. In seiner Osterbotschaft forderte er am Sonntag die internationale Gemeinschaft auf, "die Verzögerungen bei der Impfstoffversorgung zu überwinden und eine solidarische Verteilung, speziell mit den ärmsten Ländern, zu fördern". Zum zweiten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie erteilte er an Ostern den Segen "Urbi et orbi" (der Stadt und dem Erdkreis) nicht vor Menschenmassen auf dem römischen Petersplatz, sondern in Anwesenheit von wenigen Gläubigen im Petersdom.

Die Osterbotschaft sei "keine Einbildung, keine Zauberformel, kein Fluchtweg", sagte Franziskus. Sie gebe Hoffnung trotz der weltweiten Pandemie, die wirtschaftliche und soziale Krisen vor allem für Arme noch verschärft habe.

Auch die Feier der Osternacht hatte er am Vorabend aus Rücksicht auf die Corona-Beschränkungen in einem weitgehend leeren Petersdom gefeiert. Die italienische Regierung hatte die geltenden Ausgangssperren wegen anhaltend hoher Infektionszahlen für das Osterwochenende verschärft, um Menschenansammlungen zu verhindern.

Die Fortsetzung bewaffneter Konflikte und die Aufstockung von Waffenarsenalen nannte der Papst "skandalös". Anlässlich des Welttags der Minenaufklärung rief er dazu auf, den "neuen Rüstungswettlauf einzudämmen." Diese Waffen töteten und verstümmelten jedes Jahr zahlreiche unschuldige Menschen.

Vor dem Hintergrund der gewaltsamen Niederschlagung der Proteste gegen den Militärputsch in Myanmar äußerte der Papst seine Solidarität mit den Menschen, die in dem Land friedlich für Demokratie demonstrieren. "Sie wissen, dass Hass nur durch Liebe vertrieben werden kann."

In seiner Osterbotschaft forderte Franziskus überdies zu Solidarität mit Menschen auf, die vor Krieg und Elend fliehen. Ihnen dürfe es nicht an "konkreten Zeichen menschlicher Solidarität und Geschwisterlichkeit fehlen". In diesem Zusammenhang dankte er vor allem Jordanien und dem Libanon für die großzügige Aufnahme von Flüchtlingen aus Syrien. Angesichts der politischen Krise im Libanon forderte er die internationale Gemeinschaft zu Hilfe bei der Stabilisierung der politischen, religiösen und gesellschaftlichen Vielfalt in dem Nahost-Land auf. Franziskus bekräftigte zudem seinen Aufruf zu einem Ende der bewaffneten Auseinandersetzungen in Syrien.

Ferner kritisierte er, dass der Krieg im Jemen, der eine der schlimmsten humanitären Krisen der vergangenen Jahrzehnte auslöste, "von einem ohrenbetäubenden und skandalösen Schweigen umhüllt" sei. Besorgt äußerte sich der Papst auch über die Gewalt in der äthiopischen Region Tigray und die Terrorattentate in der Provinz Cabo Delgado im Norden von Mosambik.

Am Karfreitag hatte der Papst den traditionellen Kreuzweg nicht am Kolosseum, sondern auf dem Petersplatz gebetet. "Gib uns die Kraft, wieder aufzustehen, wenn wir nicht einmal mehr den dazu Wunsch haben", sagte er bei dem Gebet auf dem leeren Petersplatz. Franziskus äußerte die Hoffnung, dass die Menschen auch in Zeiten der Erschöpfung und Mutlosigkeit die christliche Hoffnung bewahrten.

Die Meditationen zu den einzelnen Stationen ließ der Papst in diesem Jahr von Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen drei und 19 Jahren verfassen. Die Stationen waren mit Zeichnungen kleiner Kinder illustriert.

Die 14 Stationen des Kreuzwegs erinnern an das Leiden Jesus Christi von der Verurteilung zum Tod bis zur Kreuzigung und der Kreuzabnahme. Vor der Corona-Pandemie versammelten sich am Karfreitag jedes Jahr Tausende Menschen am römischen Kolosseum, um den Kreuzweg mit dem Papst in dem mit Fackeln beleuchteten Amphitheater zu erleben.