Europas Protestanten: Impfstoff global gerecht verteilen

 Christenrufen zu weltweit gerechter Verteilung des Impfstoffs auf
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"Gemeinsam Kirche sein in einer Pandemie" fordert ein Text der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) und ruft zu einer weltweit gerechten Verteilung des Impfstoffs
Europas Protestanten: Impfstoff global gerecht verteilen

Wien (epd). Die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) hat zu einer gerechten Verteilung des Impfstoffs sowohl innerhalb Europas als auch darüber hinaus aufgerufen. "Niemand ist sicher, solange nicht alle sicher sind", heißt es in einem am Mittwoch verbreiteten Text mit dem Titel "Gemeinsam Kirche sein in einer Pandemie". Der Dachverband repräsentiert 94 lutherische, methodistische, reformierte und unierte Kirchen aus mehr als 30 Ländern Europas und Südamerikas und vertritt damit insgesamt rund 50 Millionen Protestanten.

Der Kirchenbund warnte zugleich davor, Sündenböcke zu suchen oder die Pandemie vorschnell als Strafe Gottes zu interpretieren: "Während wir uns an die Sicherheitsmaßnahmen halten, rufen wir als Kirchen die national und international Verantwortlichen dazu auf, die notwendige Infrastruktur aufrechtzuerhalten." Zwar würden die Kirchen schwer an den Beschränkungen für Gottesdienste und Versammlungen tragen, sie akzeptierten sie aber "als angemessene Mittel gegen die Pandemie und entwickeln neue kreative Ansätze, um Gottesdienst zu feiern und Gemeinschaft zu stiften".

Die Öffentlichkeit müsse zugleich "daran erinnert werden, wie wichtig neben der physischen Gesundheit auch das geistliche und geistige Wohlbefinden ist", fügte die GEKE hinzu. Die evangelischen Kirchen akzeptierten, "dass die Pandemie bestimmte Beschränkungen der individuellen und kollektiven Freiheitsrechte nötig macht, etwa Einschränkungen des Rechts, sich zum Gottesdienst zu versammeln". Dennoch "engagieren wir uns als Kirchen für das Recht auf eine demokratische Debatte über mögliche alternative Maßnahmen und verteidigen dieses", hieß es weiter.

Zugleich sei man "besorgt, dass längere Lockdown-Perioden mit Home-Schooling, ungleiche Verteilung von Computerausstattung und -kenntnissen sowie die Vernachlässigung von kulturellen und existenziellen Fächern wie Kunst und Musik oder Religion, Ethik oder Philosophie die Bildungschancen der Schwächsten beeinträchtigen und bewirkt haben, dass Schülerinnen und Schüler mit ihren Unsicherheiten und Ängsten allein gelassen werden".

Mit Blick auf mögliche Triage-Situationen heißt es: "Aus christlicher Sicht soll eine solche Priorisierung geleitet sein von den Prinzipien der Gerechtigkeit, der Patientenautonomie und der Menschenwürde und schließlich von der Einschätzung der Überlebenschancen und der Aussicht auf klinischen Erfolg." Vorschläge, ältere oder verletzlichere Personen grundsätzlich von der Behandlung auszuschließen, werden von den Kirchen strikt abgelehnt.