Kölner Gutachten belastet verstorbenen Erzbischof Kardinal Meisner

Kölner Gutachten belastet verstorbenen Erzbischof Kardinal Meisner

Köln (epd). Das Gutachten zum Umgang der Kölner Bistumsleitung mit Missbrauchsfällen belastet den verstorbenen Kardinal Meisner. Meisner soll in seiner Zeit als Erzbischof von Köln 24 Mal gegen Kirchenrecht verstoßen haben, wie der Kölner Anwalt Björn Gercke am Donnerstag in einer Pressekonferenz zur Veröffentlichung seines Gutachtens mitteilte. Die Pflichtverletzungen beziehen sich nach seinen Erkenntnissen auf 14 in den Akten des Erzbistums dokumentierte Missbrauchsfälle.

Meisner soll gegen die Aufklärungs-, Meldungs-, Sanktions-, Verhinderungspflicht und die Pflicht zur Opferfürsorge verstoßen haben. Der derzeitige Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki soll seine Pflichten im Umgang mit Missbrauchsfällen in keinem Fall verletzt haben.

Auch der amtierende Hamburger Erzbischof Stefan Heße soll in seiner Zeit als Leiter der Abteilung Seelsorge und Personal im Erzbistum Köln sieben Mal seine Pflichten verletzt haben, darunter zählten die Gutachter fünf Verstöße gegen die Aufklärungspflicht. Insgesamt stellten die Gutachter 78 Pflichtverletzungen fest, die von acht Personen begangen wurden.

Die Untersuchung zum Umgang mit Missbrauchsfällen im Erzbistum Köln führt 202 Beschuldigte im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch auf. Insgesamt hätten sich Hinweise auf 243 Beschuldigte ergeben, sagte Gercke. Nach den Aktenrecherchen gab es 314 Betroffene sexualisierter Gewalt, die überwiegend männlich und unter 14 Jahre alt waren zum Zeitpunkt der Tat.

Zudem ergab das Gutachten der Kölner Kanzlei, dass ein Großteil der Taten vor 1975 stattgefunden hat, aber erst nach 2010 angezeigt wurde. Nach gut einem Jahr hatte das Erzbistum Köln am Donnerstag ein unabhängiges Gutachten zum Umgang mit Missbrauchsfällen in der Kirche entgegengenommen. Der Kölner Strafrechtler Björn Gercke stellte die Ergebnisse seiner Untersuchung zwischen 1975 und 2018 in Köln vor. Dafür hatte seine Kanzlei 236 Aktenvorgänge untersucht.