Proteste in Myanmar von Gewalt überschattet

Proteste in Myanmar von Gewalt überschattet
Seit dem Militärputsch gibt es in Myanmar fast täglich Massenproteste, trotz zunehmender staatlicher Gewalt. Zugleich schwindet bei der Bevölkerung offenbar die Hoffnung darauf, dass die Weltgemeinschaft geschlossen gegen die Junta vorgeht

Frankfurt a.M., Yangon (epd). Trotz zunehmender Gewalt der Sicherheitskräfte in Myanmar gehen die Proteste gegen das Militärregime weiter. Am Sonntag wurden dabei Demonstranten in der größten Stadt Yangon (früher Rangun) von Polizisten und Soldaten verhaftet und brutal geschlagen, wie unter anderem das Nachrichtenportal "Myanmar Now" berichtete. Später seien Uniformierte mit Gummigeschossen, Blendgranaten und Tränengas gegen Teilnehmer eines Sitzstreiks vorgegangen. Unterdessen wurden in Myanmars zweitgrößter Stadt Mandalay den Berichten zufolge mindestens 70 Personen verhaftet. In der historischen Königsstadt Bagan hätten Soldaten mit scharfer Munition auf Demonstranten gefeuert, berichtete "Myanmar Now" weiter. Mehrere Menschen seien bei den jeweiligen Protesten verletzt worden.

In Yangon starb derweil ein lokales Mitglied der gestürzten Partei "Nationale Liga für Demokratie" (NLD). Der 58 Jahre alte Mann war laut Nachrichtenportal "Irrawaddy" bei einer nächtlichen Razzia verhaftet worden. Nach Angaben von Aktivisten sowie NLD-Kreisen wurde der muslimische Politiker zu Tode gefoltert. Am Sonntagmorgen habe seine Familie den blutüberströmten Leichnam von einem Militärkrankenhaus in Empfang genommen.

Auch am Samstag hatten Polizisten und Soldaten in Yangon Tränengas und Blendgranaten eingesetzt, um die Demonstranten auseinanderzutreiben. Mit selbsterrichteten Barrikaden aus Schilden, auf denen in Großbuchstaben "People" geschrieben stand, suchten sich die Menschen zu schützen. Aus anderen Teilen des südostasiatischen Landes waren ebenfalls neue Kundgebungen gemeldet worden, etwa aus der Stadt Lashio im nordöstlichen Bundesstaat Shan sowie aus Monywa im Zentrum Myanmars.

Kurz zuvor hatte die zuständige UN-Sondergesandte Christine Schraner Burgener den Weltsicherheitsrat zu einem geeinten Handeln gegen die Militärjunta aufgerufen. So müsse "die Gewalt beendet und die demokratischen Institutionen wiederhergestellt werden", forderte sie. Am 1. Februar hatte die Armee in Myanmar gegen die bis dato regierende NLD unter Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi geputscht.

Aus Myanmar erreichten sie verzweifelte Appelle auch von Müttern, Studierenden und älteren Menschen, erklärte Schraner Burgener. Täglich seien es etwa 2.000 Botschaften, die internationales Handeln verlangten. Zugleich würden die in die UN und deren Mitglieder gesetzten Hoffnungen schwinden. Der UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte in Myanmar, Tom Andrews, hatte ebenfalls gefordert, der Weltsicherheitsrat müsse einheitliche Maßnahmen gegen die Militärjunta ergreifen, einschließlich gezielter Sanktionen und eines globalen Waffenembargos. Laut der Vereinten Nationen sind bislang bei Protesten mehr als 50 Menschen getötet worden, davon allein 38 am Mittwoch. Die "Vereinigung zur Unterstützung politischer Gefangener" spricht von fast 1.760 Festnahmen seit dem Putsch.