118.000 Menschen fordern Unterbringung von Obdachlosen in Hotels

118.000 Menschen fordern Unterbringung von Obdachlosen in Hotels

Hannover (epd). Eine bundesweite Initiative von 13 deutschen Straßenzeitungen fordert die Unterbringung von Obdachlosen in Hotels. Redaktionsleiter Volker Macke vom niedersächsischen Magazin "Asphalt" und Mitherausgeberin Margot Käßmann überreichten dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil (SPD) am Dienstag eine entsprechende Petition. Sie richtet sich an alle Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten und wurde nach Angaben der Initiatoren von mehr als 118.000 Menschen unterzeichnet.

Um Obdachlose vor der Kälte und vor einer Corona-Ansteckung zu schützen, dürften sich die Politiker nicht auf ehrenamtliche Hilfe und private Spenden verlassen, sagte Macke. "Gefahrenabwehr ist staatliche Aufgabe." 22 Kältetote habe die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe in diesem Winter schon gezählt, so viele wie seit 10 Jahren nicht mehr. Käßmann fügte hinzu: "Es ist eine Frage der Solidarität in unserem Land, ich würde sagen auch der Christenpflicht und Nächstenliebe, Menschen in Einzelunterkünften unterzubringen." Alle Beteiligten würden gewinnen, wenn die Länder und Kommunen die Unterbringung Obdachloser finanzierten, statt ihnen Überbrückungshilfen zu zahlen.

Weil nahm die Petition dankend entgegen. Die Lage der Obdachlosen sei ein chronisches Problem in der Gesellschaft, sagte der Ministerpräsident. Er wolle dazu mit den kommunalen Spitzenverbänden ins Gespräch kommen. Das Land könne den Kommunen aber nichts vorschreiben. Rechtlich stehe der Unterbringung Obdachloser in Hotels nichts im Wege.

Nach Angaben der Initiatoren ist die Petition die bisher größte zu einem Obdachlosenthema. Macke ist auch Sprecher der deutschen Straßenzeitungen im Internationalen Netzwerk der Straßenzeitungen (INSP). Aus seiner Sicht hat sich die Situation von Obdachlosen während der Corona-Pandemie massiv verschlechtert. Tagsüber könnten sie sich in den Wärmestuben und nachts in Sammelnotunterkünften vor der Infektionsgefahr kaum schützen. Auch hätten Essenausgabestellen, Tagesaufenthalte, Arztpraxen und viele Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe ihr Angebot reduziert.