Erzbischof Woelki räumt Fehler bei Aufarbeitung von Missbrauch ein

Erzbischof Woelki räumt Fehler bei Aufarbeitung von Missbrauch ein
Der Kölner Erzbischof hat Fehler im Umgang mit einem Gutachten zu Missbrauchsfällen im Erzbistum zugegeben. Laut seines evangelischen Kollegen, dem rheinischen Präses Rekowski, sind die Kirchen beim Thema Missbrauch in einer "Haftungsgemeinschaft".

Düsseldorf, Köln (epd). In der Diskussion um die Aufklärung von sexuellem Missbrauch im Erzbistum Köln hat Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki Fehler eingeräumt. "Fehler habe ich ganz sicher auch im Rahmen der Aufarbeitung der Missbrauchsvergehen sowie dem damit verbundenen Krisenmanagement gemacht", sagte er in einem am Wochenende veröffentlichten Video zu seinem Fastenhirtenbrief. "Sicher habe ich hier auch Schuld auf mich geladen. Das alles tut mir von Herzen leid." Er erklärte, dass es ihm bisher und auch weiterhin ausschließlich um konsequente Aufarbeitung gehe.

Sein evangelischer Amtskollege, der rheinische Präses Manfred Rekowski, betonte bei einer gemeinsamen Passionsandacht mit Woelki in Düsseldorf, beide christlichen Kirchen seien beim Thema des sexuellen Missbrauchs eine "ökumenische Haftungsgemeinschaft". "Menschen erlebten und erleben in der Kirche Verletzungen an Leib und Seele," sagte der Präses am Samstagabend in der Düsseldorfer Johanneskirche. Deshalb sei es unerlässlich, dass die Kirche "dieses Unrecht beim Namen nennt".

Rekowski appellierte an die Verantwortlichen in den Kirchen, sich bei der Aufarbeitung "auf die Seite der Opfer" zu stellen. Die christlichen Kirchen seien kein Raum ohne Sünde und Schuld, sagte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland, der Anfang März in den Ruhestand geht.

Kardinal Woelki steht seit Monaten in der Kritik, weil er ein Gutachten zu Missbrauch durch Kleriker im Erzbistum beharrlich unter Verschluss hält und stattdessen ein neues Gutachten in Auftrag gegeben hat, das am 18. März vorgestellt werden soll. Nach Informationen des "Kölner Stadt-Anzeigers" (Samstag) und des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" soll es in beiden Gutachten um rund 200 beschuldigte Kleriker und rund 300 Opfer gehen.

Woelki betonte, dass die Ergebnisse des zweiten Gutachtens am 18. März öffentlich würden. "Zeitnah wird dann neben dem veröffentlichten Kölner auch das Münchner Gutachten zur Einsicht freigegeben", sagte er in der Fastenbotschaft. Zuerst erhielten die Betroffenen Einsicht, dann Journalisten und weitere Interessierte.

Die gemeinsame Andacht des Kölner Erzbischofs und des rheinischen Präses zu Beginn der Passionszeit hat eine langjährige Tradition. Sie wir abwechselnd im Kölner Dom oder in der Johanneskirche in Düsseldorf gefeiert. Wegen der schleppenden Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Erzbistum Köln waren in diesem Jahr in der rheinischen Kirche Stimmen laut geworden, die Andacht sollte abgesagt werden.