Missbrauchsbeauftragter: Kinder vor Gewalt im Netz besser schützen

Missbrauchsbeauftragter: Kinder vor Gewalt im Netz besser schützen

Berlin (epd). Der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), Johannes-Wilhelm Rörig, fordert einen besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt im Netz. "In der digitalen Welt reicht eine freiwillige Selbstverpflichtung der Anbieter alleine nicht aus", erklärte Rörig zum Safer Internet Day am Dienstag in Berlin: "Wir brauchen endlich ein neues Jugendschutzgesetz, das auch Interaktionsrisiken in den Fokus nimmt. Damit sollen Anbieter wie Facebook oder Google verpflichtet werden, Kinder und Jugendliche auf ihren Plattformen besser zu schützen. Sie tragen Verantwortung, die verbindlich geregelt sein muss." Die Novelle des Jugendmedienschutzgesetzes befindet sich derzeit in der Abstimmung.

Caritas-Präsident Peter Neher sagte zum Safer Internet Day: "Gerade im Lockdown wird deutlich: Kinder dürfen mit all den Herausforderungen nicht allein gelassen werden, die Online-Medien an sie stellen. Sie müssen besser geschützt werden und es ist höchste Zeit für ein Jugendschutzgesetz, das hierfür Lösungen bietet." Alle Akteure müssten endlich an einen Strang ziehen. "Wir brauchen dringend ein neues Jugendschutzgesetz, damit Kinder ihre Rechte auf Bildung, Meinungsäußerung, Teilhabe und Spiel auch mit digitalen Medien sicher ausüben können", forderte Neher.

Der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs und die Initiative "SCHAU HIN!" wollen in den kommenden Tagen vor allem in sozialen Netzwerken mit Postings und einem Video über das sogenannte Cybergrooming informieren. Das gezielte sexualisierte Umgarnen und Manipulieren von Kindern im Internet habe enorme Ausmaße angenommen, hieß es weiter. Personen mit pädokriminellen Neigungen meldeten sich in Chats oder Foren oft unter falschem Namen an und geben sich als gleichaltriges Kind aus.

Laut der Studie "EU Kids online" des Hans-Bredow-Instituts seien jedes dritte Mädchen und jeder vierte Junge im Alter von neun bis 17 Jahren im Netz bereits mit intimen, anzüglichen Fragen konfrontiert worden, hieß es weiter. Von 2018 auf 2019 sei die Zahl der Cybergrooming-Fälle in Deutschland, die der Polizei bekanntgeworden sind und an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet wurden, um 34 Prozent auf rund 3.300 gestiegen.