UN-Bundesstaat Virginia vor Abschaffung der Todesstrafe

UN-Bundesstaat Virginia vor Abschaffung der Todesstrafe

Der US-Bundesstaat Virginia steht kurz vor der Abschaffung der Todesstrafe. Das Delegiertenhaus in der Hauptstadt Richmond stimmte am Freitag (Ortszeit) mit 57 zu 41 Stimmen dafür, die Kapitalstrafe zu verbieten, wie die Zeitung "Richmond Times-Dispatch" berichtete. Der Senat hatte sich bereits vor mehreren Tagen dafür ausgesprochen, und Virginias Gouverneur Ralph Northam lehnt die Todesstrafe grundsätzlich als unfair und unmenschlich ab. Die Abschaffung in Virginia tritt mit der Unterschrift Northams in Kraft.

Seit Wiedereinführung der Todesstrafe in den USA im Jahr 1976 hat außer Texas kein Bundesstaat so viele Menschen hingerichtet wie Virginia. 113 Menschen wurden in dem südlichen Staat auf dem elektrischen Stuhl oder per tödlicher Injektion exekutiert. Strafverteidiger Steven Rosenfield sagte, in der Gesellschaft habe die Besorgnis über Fehlurteile zugenommen. Seit 2011 hätten Geschworenengerichte in Virginia keine Todesurteile mehr verhängt. Auch Gouverneur Northam hatte in der Debatte darauf aufmerksam gemacht, dass die zum Tode Verurteilten manchmal unschuldig seien.

Die Entscheidung in Virginia könnte wegweisend sein für weitere Bundesstaaten. Auch in Kentucky, Tennessee und Georgia wird ernsthaft über eine Abschaffung der Todesstrafe diskutiert. 28 der 50 Bundesstaaten sehen nach Angaben des Todesstrafen-Informationszentums die Todesstrafe vor. Hinrichtungszahlen gehen allerdings seit Jahren zurück. 2020 haben Henker 17 Menschen getötet.

Ein Grund für den Einstellungswandel bei der Todesstrafe in Virginia seien demografische Veränderungen im Bundesstaat, erklärte der Direktor von "Virginianer für Alternativen zur Todesstrafe", Michael Stone. Virginia ist heute weniger weiß und weniger konservativ. Auch die bewegenden Stimmen von Angehörigen von Mordopfern gegen die Todesstrafe seien entscheidend gewesen, sagte Stone dem Evangelischen Pressedienst (epd). Auch der langjährige Vollstreckungsbeamte Jerry Givens, der einige Jahre nach seiner Pensionierung begann, sich gegen die Todesstrafe einzusetzen, habe viel erreicht. Givens richtete von 1982 bis 1999 in Virginia 62 Menschen auf dem elektrischen Stuhl und per Giftspritze hin. Er starb im vergangenen April.