Merkel denkt über Familiengipfel zum Umgang mit Corona-Folgen nach

Merkel denkt über Familiengipfel zum Umgang mit Corona-Folgen nach
In der Corona-Pandemie hat die Kanzlerin ihre Bürgerdialoge ins Internet verlagert. Diesmal ging es um die Probleme der Familien im Lockdown. Merkel zeigte sich traurig.

Berlin (epd). Angesichts der Probleme vieler Eltern und Kinder in der Corona-Krise hält Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) einen Familiengipfel für denkbar. Während einer 90-minütigen virtuellen Diskussion in der Reihe "Die Bundeskanzlerin im Gespräch" hatte dies am Donnerstag ein Vater aus Magdeburg mit Verweis auf bisherige Spitzentreffen dieser Art vorgeschlagen - wie der Impfgipfel oder die Autogipfel. Neben all diesen Gipfeln wäre ein Familiengipfel sicherlich richtig, sagte die Kanzlerin und versprach, den Vorschlag aufzunehmen.

Das Gespräch war bereits der fünfte Termin in diesem Format. Diesmal sprach sie mit 14 Müttern und Vätern, die ihr von den aktuellen Sorgen erzählten und Wünsche an die Regierung äußerten. Merkel bekräftigte, dass Schulen und Kindertagesstätten als erste wieder geöffnet würden, sobald die Infektionslage es zulasse. Sie bedauerte, darüber hinaus dazu "keine richtig guten Antworten" geben zu können. Sie hoffe, dass bald "Licht am Ende des Tunnels" zu sehen sein werde.

Zu den anderen Wünschen gehörten Nachhilfegutscheine, Änderungen bei der Besteuerung von Alleinerziehenden sowie eine Sommeraktion mit Pädagogikstudenten, die mit Schulkindern verpassten Unterrichtsstoff nachholen könnten.

Einer Mutter von vier Kindern, die im Raum Bochum im sozialen Dienst tätig ist, kamen beim Gespräch die Tränen. Sie erzählte, dass sie als Flüchtlingskind aus dem Libanon nach Deutschland gekommen sei und jetzt mit Familien zusammenarbeite, deren Kinder durch das Home-Schooling auf der Strecke blieben. Einige der Flüchtlinge, die sie betreue, hätten es extrem schwer, weil sie Analphabeten seien und ihren Kindern nicht helfen könnten. Eine Vernetzung dieser Menschen mit Bildungszentren oder Notgruppen mit muttersprachlichen Ehrenamtlern sei dringend notwendig. Merkel entgegnete dies sei ein "guter Gedanke". Sie werde darüber mit der Familienministerin sprechen.

Die Kanzlerin räumte ein, dass selbst wenn Schulen und Kindertagesstätten wieder geöffnet seien, nichts normal sein werde, weil alle noch ihr Päckchen zu tragen hätten. Deshalb müsse auch mit den Kultusministerinnen und -ministern darüber gesprochen werden, inwiefern auf die Tatsache Rücksicht genommen werden könne, dass 2020 ein besonderes Jahr war. Sie dankte den Familien, die außerordentliches leisteten. Auch sie sei traurig, "dass wir durch diese Zeit müssen". Merkel fügte hinzu: "Es geht ja an mir auch nicht spurlos vorüber, wenn keiner so richtig glücklich ist."

Die Mütter und Väter, die an dem Gespräch teilnahmen, waren zuvor von fünf Organisationen ausgewählt worden: vom Deutschen Familienverband, dem Verband alleinerziehender Mütter und Väter, dem Verband kinderreicher Familien Deutschland, dem Deutschen Caritasverband und der Diakonie Deutschland.

Es sind noch drei weitere digitale Treffen mit gesellschaftlichen Gruppen in diesem Format geplant. Dabei sind Gespräche zu den Themenfeldern Hilfs- und Krisentelefone, Kunst- und Kultur sowie ehrenamtliche Hilfsorganisationen vorgesehen. Der nächste Dialog, zu den Hilfstelefonen, ist am 10. März anberaumt. Bislang hat die Kanzlerin mit Auszubildenden und Ausbildern sowie mit Polizistinnen und Polizisten diskutiert. Weitere Themen waren Studium und Pflege.