Berufungsurteil gegen Shell wegen Ölverschmutzung in Nigeria erwartet

Berufungsurteil gegen Shell wegen Ölverschmutzung in Nigeria erwartet

Den Haag (epd). Im Berufungsverfahren gegen den Ölkonzern Shell wegen der Verschmutzung von Land in Nigeria wird am Freitag das Urteil erwartet. Vor 13 Jahren hatten vier nigerianische Bauern und die Umweltorganisation "Friends of the Earth" Klage gegen das Unternehmen eingereicht, weil sie Shell für Verschmutzungen im Nigerdelta verantwortlich machen, die durch Lecks in den Ölpipelines verursacht wurden. Damit sei die Lebensgrundlage der Menschen zerstört worden. Sollte das Gericht in Den Haag den Klägern Recht geben, könnten der Shell-Konzern und seine nigerianische Tochtergesellschaft zur Zahlung von Schadensersatz und zur Beseitigung der Ölverschmutzung gezwungen werden.

Das Gericht in Den Haag, dem Sitz des britischen-niederländischen Mutterkonzerns, muss entscheiden, ob Shell für Lecks in den drei Dörfern Goi, Oruma und Ikot Ada Udo verantwortlich gemacht werden kann. Durch ausströmendes Öl wurden den Klägern zufolge das Trinkwasser verseucht, der Fischbestand in Gewässern getötet und Ackerland unbrauchbar. Shell hatte eine Verantwortlichkeit zunächst zurückgewiesen und immer wieder argumentiert, die Klage der Bauern müsse vor einem nigerianischen Gericht verhandelt werden. 2013 hatte ein niederländisches Gericht entschieden, dass Shell für die Verschmutzung in einem der Dörfer verantwortlich war. Beide Parteien gingen in Berufung.

Wegen der schlechten Wartung der Infrastruktur verlieren Pipelines in Nigeria den Klägern zufolge immer wieder Öl. Durch unzureichende Sicherung der Installationen bohren zudem Kriminelle die Leitungen an, wo ebenfalls Öl austritt. Laut "Friends of the Earth" sind allein im Nigerdelta bisher mehr als elf Millionen Barrel Öl ausgeströmt.

Gegen Shell laufen derzeit mehrere Verfahren. In einem weiteren Prozess in Den Haag wird Shell vorgeworfen, 1995 an der Hinrichtung nigerianischer Aktivisten beteiligt gewesen zu sein, die gegen die Ölförderung im Nigerdelta protestiert hatten. Im Dezember begann ein weiterer Prozess gegen das Unternehmen, in dem sich der Konzern für seinen Beitrag zur Erderwärmung verantworten muss.