Australisches Nadelkraut bedroht sensible Uferstreifen

Australisches Nadelkraut bedroht sensible Uferstreifen

Kiel (epd). Naturschützer in Schleswig-Holstein warnen vor einer neueingeschleppten Pflanze. Das australische Nadelkraut (Crassula helmsii) bedroht die sensiblen Uferzonen von Teichen und Tümpeln. Konkret befallen seien derzeit Gewässer auf der Nordseeinsel Föhr, sagte Rainer Borcherding, Biologe der Schutzstation Wattenmeer, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Im Oktober 2020 sei die wuchernde Pflanze in zwei privaten Wasservogel-Schutzgebieten auf Föhr entdeckt und gemeldet worden. Doch die Naturschutzbehörden seien bislang untätig geblieben. Borcherding befürchtet eine Ausbreitung auf Sylt und Amrum. Auch Gewässer der Stiftung Naturschutz im Binnenland seien betroffen.

Das Nadelkraut gedeiht in Uferzonen von Süßwasserteichen. Die Pflanze kann innerhalb von ein bis zwei Jahren ganze Teiche und Gräben mit einem 20 Zentimeter dicken, grünen Teppich überziehen. Kleinere Pflanzen werden dabei überwuchert. Frösche, Kröten und Insekten finden dann unter der Nadelkrautdecke keine Nahrung mehr.

Den oft sehr kleinen und seltenen Pflanzen der Dünentümpel auf den Nordseeinseln drohe ein herber Verlust, befürchtet Borcherding. Norderney sei bereits an das Nadelkraut verloren, weil dort alle Dünentäler befallen sind. Auf Wangerooge wurde ein betroffener Dünenteich komplett zugeschüttet. Auf der niederländischen Insel Terschelling musste der Boden von zwei befallenen Dünentälern für rund fünf Millionen Euro ausgetauscht werden.

Doch auch das Binnenland ist gefährdet. Auf dem Gelände der Stiftung Naturschutz sind in Blomnath im Kreis Segeberg vier von fünf Gewässer einer Weidelandschaft befallen. In Stodthagen nördlich von Kiel ist ein größeres Gewässer im Wald betroffen. Insgesamt sind der Stiftung Naturschutz neun Vorkommen bekannt.

Die Bekämpfung des Nadelkrauts stellt die Naturschützer vor Probleme. Der Einsatz von Pestiziden oder ein Fluten der Teiche mit Meerwasser verbietet sich aus Naturschutzgründen. Der Versuch der Stiftung, die Pflanze durch Ausbaggern zu beseitigen, war nur kurzfristig von Erfolg gekrönt. Nun hofft sie auf ein Verfahren aus den Niederlanden, bei der das Teichwasser durch einen Filter abgelassen und dann heißes Wasser auf die Pflanze gesprüht wird.