Studie: Viele Industrieländer für Krise schlecht gewappnet

Studie: Viele Industrieländer für Krise schlecht gewappnet

Gütersloh (epd). Viele Industrieländer sind einer Studie zufolge schlecht gewappnet für eine Krise wie die Corona-Pandemie. Bereits vor der Pandemie seien sie überzeugende Reaktionen auf Veränderungen wie Digitalisierung, Klimawandel, soziale Ungleichheit und steigende Polarisierung schuldig geblieben, erklärte die Bertelsmann Stiftung bei der Veröffentlichung einer entsprechenden Untersuchung am Dienstag in Gütersloh. Die Corona-Krise werde "zu dem zentralen Lackmustest für die Zukunftsfähigkeit der wohlhabenderen Demokratien nach der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009", betonen die Autoren des Ländervergleichs von 41 Industriestaaten aus der OECD und der Europäischen Union.

Schon vor der Pandemie habe in vielen Staaten die Wachstumsdynamik "deutlich nachgelassen", heißt es in der Studie. Während demnach die deutsche Wirtschaft zwischen 2009 und 2019 um durchschnittlich 1,3 Prozent im Jahr wuchs, lag das Bruttoinlandsprodukt zum Beispiel in Italien und Griechenland pro Kopf noch unter dem Niveau von 2008. Trotz Beschäftigungswachstum hätten in vielen Ländern nicht alle Gruppen gleichermaßen vom Aufschwung profitiert, stellen die Autoren fest.

In vielen Ländern sei es Populisten zudem gelungen, politische und gesellschaftliche Gräben weiter zu vertiefen, wie es heißt. In 19 von 41 Staaten war demnach das Ausmaß der politischen Polarisierung bereits vor der Krise ein großes Hindernis für eine nachhaltige Politikgestaltung. "Ohne eine breite gesellschaftliche Unterstützung und Vertrauen in die Krisenreaktion der Regierung wird selbst den besten Ideen die nötige Zugkraft fehlen, um sich in der Praxis durchzusetzen", warnen die Autoren.

In dem jährlichen Ländervergleich (Sustainable Governance Indicator) untersuchen die Forscher die Nachhaltigkeit von Politikergebnissen, die Robustheit der Demokratie-Standards und die Qualität der Regierungsführung. Mit dem Index analysiert die Bertelsmann Stiftung seit 2011 regelmäßig die Zukunftsfähigkeit der Mitgliedsstaaten in der EU und in der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).