Berliner Staatsbibliothek Unter den Linden wiedereröffnet

Berliner Staatsbibliothek Unter den Linden wiedereröffnet
Jahrzehnte war das Stammhaus der Berliner Staatsbibliothek Unter den Linden eine Baustelle. Am Montag wurde das im Zweiten Weltkrieg teils schwer beschädigte Gebäude im pandemiegerechten Rahmen wiedereröffnet.

Berlin (epd). Nach jahrzehntelangen Sanierungsarbeiten und mehr als einjähriger Schließzeit ist am Montag das Stammhaus der Berliner Staatsbibliothek Unter den Linden wiedereröffnet worden. Die Eröffnung fand pandemiebedingt im kleinen Rahmen statt, konnte aber im Livestream verfolgt werden. Die Festrede hielt Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU). Er hob die wichtige Funktion von Bibliotheken auch im digitalen Zeitalter hervor.

Gerade in einer digitalisierten Öffentlichkeit würden neutrale und verlässliche Institutionen gebraucht, die Wissen dokumentieren, zugänglich machen und auch filtern, sagte Schäuble. Heute sei es auch Aufgabe der Bibliotheken, kommerzielle Wissens- und Informationsmonopolisten wie beispielsweise Google zu verhindern und die Leser in die Lage zu versetzen, Informationen kritisch zu hinterfragen. Die totale Offenheit durch Internet und neue Medien, gehe nicht unbedingt mit mehr Qualität einher.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sagte, in neuem Glanz und alter Pracht biete die Staatsbibliothek Unter den Linden einen unvergleichlichen Zugang zu einzigartigen Kostbarkeiten des Menschheitswissens, der Geschichte und der Kunst. Sie vermittle einen Eindruck von der "unendlichen Welt der Bücher" und sei eine Art "Weltgedächtnis".

Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, zu der die Staatsbibliothek gehört, erklärte, die historische Mitte Berlins gewinne eine Kathedrale des Wissens zurück. Die Generaldirektorin der Staatsbibliothek, Barbara Schneider-Kempf, betonte: "Eines der größten und inhaltlich reichsten Bibliotheksgebäude wartet auf seine Leserinnen und Leser!"

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte in einer Erklärung, die Wiedereröffnung sei ein Meilenstein für die Forschungs- und Wissenschaftsstadt sowie für die Kulturmetropole Berlin. Auch im digitalen Zeitalter seien Bibliotheken und ihre Sammlungen zentrale Orte des Studiums und der Forschung. Er dankte allen, die seit 2005 ihren Beitrag dazu geleistet hätten, die Sanierung zu ermöglichen, und die dafür manche Härte getragen hätten.

Das im Zweiten Weltkrieg teils schwer beschädigte Gebäude war seit 2005 für 470 Millionen Euro nach Plänen des Architekten HG Merz bei laufendem Bibliotheksbetrieb saniert, erweitert und modernisiert worden. Zuvor waren bereits das Fundament erneuert und die 2.700 maroden Holzgründungspfähle des Bauwerks ersetzt worden. Die Kosten trug komplett der Bund. Mit der Fertigstellung im November 2019 erfolgte die Schließung des Hauses wegen der Umzüge der umfangreichen Bestände. Wegen der Corona-Pandemie war die Wiedereröffnung mehrfach verschoben worden.

Neben dem im Jahr 1914 eröffneten Stammhaus im Ostteil Berlins gibt es noch den 1978 eröffneten Standort am Kulturforum im Westteil der Stadt. Die Staatsbibliothek zählt mit etwa 33 Millionen Einheiten, darunter mehr als zwölf Millionen Bücher und zahlreiche Sondersammlungen, zu den bedeutendsten Bibliotheken weltweit.