Corona-Krise: Ermittlungen gegen Brasiliens Gesundheitsminister

Corona-Krise: Ermittlungen gegen Brasiliens Gesundheitsminister

Berlin, São Paulo (epd). Wegen des zusammengebrochenen Gesundheitssystems und fehlenden Sauerstoffs für Corona-Patienten in der Amazonas-Metropole Manaus wird jetzt gegen Brasiliens Gesundheitsminister Eduardo Pazuello ermittelt. Generalstaatsanwalt Augusto Aras leitete Ermittlungen gegen Pazuello wegen möglichen Fehlverhaltens im Amt ein, wie das Nachrichtenportal G1 am Sonntag (Ortszeit) berichtete. Seit rund zwei Wochen fehlt in den Krankenhäusern von Manaus dringend benötigter Sauerstoff, um Corona-Patienten zu beatmen. Die Krankenhäuser sind völlig überlastet mit der hohen Anzahl Infizierter. Viele schwer kranke Corona-Patienten werden nicht mehr aufgenommen. Rund 1.400 Menschen sind in diesem Jahr in Manaus bereits an den Folgen einer Infektion gestorben.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums kam es zum Kollaps des Gesundheitssystems in Manaus, weil die Nachfrage nach Sauerstoff seit Jahresbeginn rapide gestiegen ist und die lokale Produktion nicht hinterher kam. Allerdings hatte der einzige Sauerstoffproduzent in Manaus die Regionalregierung darauf schon frühzeitig hingewiesen. Deshalb soll jetzt laut Aras untersucht werden, ob Pazuello hätte handeln können, dies aber unterlassen habe. Inzwischen gibt es auch zahlreiche Rücktrittsforderungen gegen den Minister, der ein Militär ist und über keine vorherigen Erfahrungen im Gesundheitsbereich verfügt.

Auch der Gouverneur des benachbarten Bundesstaates Rondônia, Marcos Rocha, verkündete den Kollaps des Gesundheitssystems wegen der gestiegenen Corona-Zahlen. Die ersten 40 Patienten wurden in Nachbarstaaten ausgeflogen. Auf den sozialen Netzwerken appellierte er an Ärzte aus anderen Bundesstaaten, nach Rondônia zu kommen, um zu helfen.

Brasilien ist nach den USA das weltweit am stärksten von der Pandemie betroffene Land. Mehr als 217.000 Menschen sind bereits an den Folgen einer Infektion gestorben. In der Amazonas-Region grassiert auch eine Virus-Mutation, die der in Großbritannien gefundenen ähnelt und sehr ansteckend ist.