Klima-Risiko-Index: Deutschland unter den stark betroffenen Ländern

Klima-Risiko-Index: Deutschland unter den stark betroffenen Ländern
Germanwatch fordert mehr Klimaanpassungs-Hilfen für Entwicklungsländer
Deutschland war laut Klima-Risiko-Index in den vergangenen 20 Jahren stark von Wetterextremen betroffen. Am meisten leiden jedoch Entwicklungsländer unter den Folgen des Klimawandels. Germanwatch fordert mehr finanzielle Hilfen.

Bonn (epd). Deutschland gehört zu den langfristig am stärksten von Wetterextremen betroffenen Ländern. Gemessen an den weltweiten Klima-Schäden der vergangenen 20 Jahre liege die Bundesrepublik an 18. Stelle, teilte die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch am Montag in Bonn bei der Vorstellung ihres diesjährigen Klima-Risiko-Index mit. Nach wie vor litten aber Menschen in Entwicklungsländern am massivsten unter durch den Klimawandel verursachten Wetterereignissen. Germanwatch forderte die Staats- und Regierungschefs der Industriestaaten auf, bei dem seit Montag tagenden internationalen Klimaanpassungs-Gipfel mehr finanzielle Hilfen für die betroffenen Länder bereitzustellen.

In Deutschland seien in den vergangenen beiden Jahrzehnten durch Wetterextreme, wie vor allem Hitzewellen, 10.700 Menschen gestorben, heißt es im Langfrist-Index, der die Folgen von Klimaereignissen von 2000 bis 2019 untersucht. Die wirtschaftlichen Schäden beliefen sich durchschnittlich auf 3,54 Milliarden Euro pro Jahr. Am meisten betroffen waren laut Langfrist-Index in den vergangenen 20 Jahren jedoch zehn Länder mit niedrigeren Pro-Kopf-Einkommen. Puerto Rico und Myanmar führen die Liste an.

"Eine Reihe von Ländern wie Haiti, die Philippinen oder Pakistan werden mittlerweile so oft von Wetterereignissen heimgesucht, dass sie kaum noch in der Lage sind, sich von den einzelnen Katastrophen zu erholen", sagte Studienautor David Eckstein. In den vergangenen beiden Jahrzehnten seien weltweit fast 480.000 Menschen durch Extrem-Wetterereignisse ums Leben gekommen. Es seien Sachschäden in Höhe von 2,56 Billionen US-Dollar (rund 2,1 Billionen Euro) entstanden.

An der Spitze des Negativ-Rankings für das Jahr 2019 stehen mit Mosambik und Simbabwe ebenfalls ärmere Länder. Zu den zehn am stärksten von Wetterkatastrophen heimgesuchten Staaten zählten in dem Berichtsjahr außerdem die Bahamas, Japan, Malawi, Afghanistan, Indien, Südsudan, Niger und Bolivien. Mosambik und Simbabwe seien besonders schlimm durch den Zyklon Idai in Mitleidenschaft gezogen worden, dem bis zu diesem Zeitpunkt verheerendsten Wirbelsturm, der jemals im westlichen Indischen Ozean beobachtet wurde, erklärte Co-Autorin Vera Künzel. Japan und die Bahamas seien ebenfalls hart von Wirbelstürmen getroffen worden. Auch heftige Regenfälle und Überflutungen hätten 2019 schwere Schäden angerichtet, vor allem in Indien, Afghanistan und im Süd-Sudan.

Die Menschen in den ärmeren Ländern hätten am wenigsten zur Klimakrise beigetragen, sagte Eckstein. Sie benötigten nun dringend finanzielle und technische Unterstützung, um sich so weit wie möglich an die Folgen anzupassen. "Wir erwarten von den Industriestaaten mehr Hilfen für die Länder, die am meisten unter den Auswirkungen den Klimawandels leiden", sagte Künzel. Der Klimaanpassungsgipfel könne ein Schritt in diese Richtung sein. Der digital stattfindende erste "Climate Adaption Summit 2021" soll bis Dienstag mit Beteiligung internationaler Staats- und Regierungschefs Handlungsbedarf aufzeigen sowie Unterstützung für die Finanzierung und Umsetzung von Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel mobilisieren.

Germanwatch erstellt den Globalen Klima-Risiko-Index nach eigenen Angaben jährlich auf der Grundlage der NatCatService-Datenbank des Rückversicherers Munich Re sowie von sozioökonomischen Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF). Der Index zu Todesopfern und Sachschäden durch Extremwetter wird seit 2006 jährlich vorgestellt.