Sterbehilfe-Debatte: Kritik aus CDU an evangelischen Theologen

Sterbehilfe-Debatte: Kritik aus CDU an evangelischen Theologen

Berlin (epd). Die Stellungnahme evangelischer Theologen zur Möglichkeit des assistierten Suizids auch in kirchlichen Einrichtungen stößt auf Kritik in der CDU. "Wer Selbsttötungshilfe zum geregelten Angebot macht, schwächt die eigenen Möglichkeiten, auch in schwieriger Lage zum Leben zu ermutigen", sagte der Beauftragte für Kirchen und Religionsgemeinschaften der Unionsbundestagsfraktion, Herrmann Gröhe (CDU), dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der CDU-Bundestagsabgeordnete Alexander Krauß forderte sogar den Rücktritt von Diakonie-Präsident Ulrich Lilie. Seine Position sei eine "Bankrotterklärung", erklärte er am Dienstag.

Lilie sowie die Theologen Reiner Anselm und Isolde Karle hatten in einem am Montag in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" veröffentlichen Gastbeitrag dafür plädiert, sich der Suizidassistenz in kirchlichen Häusern nicht komplett zu verweigern. Kirchliche Einrichtungen sollten eine bestmögliche medizinische und pflegerische Palliativversorgung sicherstellen. Zugleich dürften sie sich aber dem freiverantwortlichen Wunsch einer Person nicht verweigern, ihrem Leben mit ärztlicher Hilfe ein Ende zu setzen, heißt es darin.

Das Bundesverfassungsgericht hatte im Februar vergangenen Jahres den Klagen von Sterbehilfeorganisationen, Ärzten und Einzelpersonen Recht gegeben, die sich gegen das Verbot organisierter - sogenannter geschäftsmäßiger - Hilfe bei der Selbsttötung richteten. Die Karlsruher Richter erklärten das entsprechende Gesetz für nichtig und begründeten das mit dem Recht auf selbstbestimmtes Sterben, das auch Dritten die Assistenz beim Suizid erlaube.

Gröhe sagte, auch der Respekt vor der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts müsse "nun wahrlich nicht bedeuten, dass solche Selbsttötungshilfe in diakonischen Einrichtungen zum geregelten Angebot wird". Zudem sei deutlich gemacht worden, dass der Beitrag der Theologen keinen Positionswechsel der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bedeute.

Ein EKD-Sprecher hatte betont, dass sie weiter jede organisierte Hilfe zum Suizid, die dazu beiträgt, dass die Selbsttötung zur Option neben anderen werde, ablehne. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts hat in der evangelischen Kirche allerdings eine neue Kontroverse ausgelöst.

Der CDU-Politiker Krauß sagte, die Diakonie müsse alles tun, um Menschen am Lebensende zu begleiten. Wenn es die Möglichkeit zur Suizidassistenz gebe, "dann werden diese Menschen unter Druck gesetzt, doch endlich aus dem Leben zu scheiden", erklärte der Abgeordnete aus dem Erzgebirge.