Woelki wendet sich wegen Vertuschungsvorwürfen an den Papst

Woelki wendet sich wegen Vertuschungsvorwürfen an den Papst
Der Druck auf den Kölner Erzbischof Woelki wegen möglicher Vertuschung eines Missbrauchsfalls lässt nicht nach. Die katholischen Laien zeigen sich entsetzt. Woelki selbst bittet den Papst um Klärung.

Köln (epd). Der Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki steht wegen der möglichen Vertuschung eines Missbrauchsfall weiter massiv in der Kritik. Vor dem Hintergrund von Rücktrittsforderungen hat Woelki nach eigenen Angaben am Freitag Papst Franziskus gebeten, die Vorwürfe zu prüfen. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) forderte derweil "personelle Konsequenzen" im Falle eines erwiesenen Verstoßes. Der zurückgetretene Sprecher des Betroffenenbeirats, Patrick Bauer, verlangte, die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in die Hände einer unabhängigen "Wahrheitskommission" zu legen.

Woelki wird Vertuschung vorgeworfen, weil er 2015 nach der Prüfung von Personalakten einen mutmaßlichen Missbrauchsfall nicht an den Apostolischen Stuhl in Rom gemeldet hatte. Das Erzbistum begründet dies damit, dass der beschuldigte Pfarrer wegen Demenz und eines Schlaganfalls nicht ansprechbar gewesen sei und das Opfer sich nicht in der Lage gesehen habe, "sich weiter zur Sache zu äußern". Daher seien "die Einleitung einer kanonischen Voruntersuchung und damit auch eine Meldung an die Glaubenskongregation unterblieben".

Der Münsteraner Bischof Felix Genn prüft wegen Woelkis Vorgehen die Aufnahme kirchenrechtlicher Ermittlungen. Seit Wochen wird Woelki darüber hinaus kritisiert, weil er ein von ihm in Auftrag gegebenes Gutachten zu sexuellem Missbrauch im Erzbistum Köln wegen "methodischer Mängel" weiter unter Verschluss hält. Er gab stattdessen ein neues Gutachten in Auftrag, das im März veröffentlicht werden soll.

ZdK-Präsident Thomas Sternberg bekräftigte am Freitag die Forderung der katholischen Laienorganisation, alle Untersuchungen einschließlich des von Woelki zurückgehaltenen Gutachtens zu veröffentlichen. "Die katholischen Gläubigen sind entsetzt über die immer neuen Meldungen von Missbrauch und seiner Vertuschung in ihrer Kirche", sagte Sternberg in Bonn. Das Fehlverhalten einzelner Akteure diskreditiere die Ernsthaftigkeit jener, die gute Aufarbeitungsarbeit leisteten. Als positive Beispiele für Glaubwürdigkeit und eine offene Kommunikation über den Missbrauchsskandal nannte der ZdK-Präsident die Bistümer Münster und Mainz.

Nach Einschätzung von Patrick Bauer ist die katholische Kirche "nicht mal mehr ansatzweise in der Lage, adäquat mit dem Missbrauchsskandal umzugehen". Es werde offenbar, "dass das System Kirche nur darauf aus war, sich selbst zu schützen", sagte der zurückgetretene Sprecher des Betroffenenbeirats im Erzbistum dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Freitag). "Alle Kirchenleute in führenden Positionen basteln sich ihre persönliche Erklärung, warum sie etwas getan oder unterlassen haben."

Der mutmaßliche Missbrauch wurde nach Recherchen der Zeitung Ende der 70er Jahre von einem 1929 geborenen und inzwischen gestorbenen Düsseldorfer Pfarrer verübt, das Opfer sei ein Junge im Kindergartenalter gewesen. Das Opfer habe den Missbrauch 2010 beim Erzbistum Köln angezeigt, das ihm nach einer Prüfung eine Summe von 15.000 Euro gezahlt habe.