Bischofskonferenz: Augen vor Menschenhandel nicht verschließen

Bischofskonferenz: Augen vor Menschenhandel nicht verschließen

Bonn (epd). Die katholische Deutsche Bischofskonferenz hat mehr Anstrengungen im Kampf gegen Menschenhandel gefordert. "Menschenhandel und Arbeitsausbeutung geschehen täglich und oft, ohne dass wir sie als solche wahrnehmen", erklärte der Hamburger Erzbischof Stefan Heße am Dienstag nach einer Online-Konferenz zum Thema Menschenrechte. Manche Probleme, die schon lange existieren, seien einer breiten Öffentlichkeit nun bewusst geworden, nachdem die Corona-Pandemie "ökonomische Abläufe unterbrochen und zuerst vulnerable Beschäftigte getroffen hat". Heße ist der Vorsitzende der Migrationskommission der Bischofskonferenz.

Hinter jedem Schicksal "stehen die Profiteure, die Schleuser und Anwerber, die ausbeuterischen Arbeitgeber und Zuhälter. Und zuletzt auch wir alle, die wissentlich oder unwissentlich von ungerechten Löhnen und katastrophalen Arbeitsbedingungen profitieren", fügte Heße hinzu. Laut dem jüngsten EU-Bericht zum Menschenhandel vom Oktober seien europaweit rund 14.000 Opfer von Menschenhandel in den Jahren 2017-2018 offiziell registriert worden. Diese Zahl stehe für ungezählte Schicksale, Traumata, zerrissene Familien und zerstörte Hoffnungen. Es seien aber lediglich die registrierten Straftaten und damit nur "die Spitze des Eisbergs", so Heße weiter.

Der Kölner Weihbischof Ansgar Puff, stellvertretender Vorsitzender der Migrationskommission, erklärte: "Wir müssen die Perspektive der Heimatländer miteinbeziehen und zu Beginn der Kette der Ausbeutung und Versklavung mit unserer Hilfe ansetzen. Neue Gesetze in Europa alleine lösen das Problem nicht.“

Das internationale Fachgespräch zum Menschenhandel diente den Angaben zufolge zur Vorbereitung der Ersten Europäischen Konferenz der Santa Marta Group am 8. und 9. Februar 2022 in Köln. Die sogenannte Santa Marta Group ist eine Kooperation von hochrangigen kirchlichen Vertretern und Organisationen, Polizeibeamten aus über 30 Ländern sowie weiteren staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen, die sich erstmals 2014 auf Einladung von Papst Franziskus und auf Initiative der Bischofskonferenz von England und Wales im Vatikan getroffen haben. Ziel der Gruppe ist es den Angaben zufolge, Strategien gegen Menschenhandel und die Ausbeutung von Menschen zu entwickeln.