Forscher: Verschwörungsglaube bleibt nach Corona Herausforderung

Forscher: Verschwörungsglaube bleibt nach Corona Herausforderung

Düsseldorf (epd). Die Verbreitung von Verschwörungsmythen wird nach Ansicht von Sozialforschern auch nach Ende der Corona-Pandemie als gesellschaftliches Problem bestehen bleiben. "Desinformation und Verschwörungsglaube wird eine Herausforderung für das nächste Jahrzehnt bleiben, der wir uns stellen müssen", sagte die Mainzer Sozialpsychologin Pia Lamberty am Donnerstag bei der digitalen nordrhein-westfälischen Landes-Demokratiekonferenz. So werde etwa das Thema Impfen weiterhin im Fokus der Verschwörungstheoretiker bleiben. 20 Prozent der Bevölkerung wollten sich nicht impfen lassen. Auch die Leugnung des Klimaschutzes werde weiterhin Anhänger finden.

Die Anhängerschaft von Verschwörungsmythen habe sich nicht erst im Zuge der Pandemie gebildet, sagte Lamberty. Untersuchungen zeigten, dass bereits vor der Corona-Krise 25 bis 30 Prozent der Befragten eine Affinität zu Verschwörungstheorien zeigten. Das habe sich durch die Pandemie nicht geändert. "Die Pandemie ist lediglich wie eine Lupe, die das alles sichtbar macht", erklärte die Sozialpsychologin. Aktuelle Umfragen zeigten, dass 25 Prozent der Deutschen an eine Verschwörung glaubten.

Entscheidend werde es sein, den Verschwörungsideologen nach der Pandemie nicht das Feld zu überlassen, sagte Matthias Quent, Leiter des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) in Jena. Mit dem Ende der Pandemie würden soziale Fragen und Verteilungskonflikte aufbrechen. Hier sei es wichtig, dass sich soziale Bewegungen, Kirchen oder Gewerkschaften in die Debatte um das künftige Zusammenleben in der Gesellschaft einschalteten.

Quent sprach sich gegen öffentliche Diskussionen mit Anhängern von Verschwörungsmythen aus. "Es ist ein Problem, wenn durch die Politik eine Aufwertung von solchen absurden Vorstellungen passiert statt einer klaren Abgrenzung." Es sei nicht sinnvoll, mit den Verschwörungsideologen über ihre Kernthemen zu diskutieren. Vielmehr müssten Politik und soziale Bewegungen es schaffen, Themen zu setzen, die die Menschen viel mehr beträfen als die Erfindungen der Verschwörungsanhänger. "Ich glaube, dann kann man deren gesellschaftliche Schadenswirkung auf der Makroebene eingrenzen", betonte er.