Polarforscher: Klimawandel lässt Permafrostböden in der Arktis tauen

Polarforscher: Klimawandel lässt Permafrostböden in der Arktis tauen

Bremerhaven (epd). Der Klimawandel wirkt sich nach Erkenntnissen des Bremerhavener Alfred-Wegener-Institutes (AWI) für Polar- und Meeresforschung auch auf die Landmassen in der Arktis massiv aus. Satellitenbilder zeigten eindrücklich, dass der tiefgefrorene Permafrostboden dort in erschreckendem Ausmaß taue, teilte das Institut am Dienstag mit. Schmelzwasserseen in Alaska liefen reihenweise aus, weil der Boden immer weicher werde. Beim Permafrost handelt es sich um Böden, die seit der letzten Eiszeit vor rund 20.000 Jahren oder sogar noch länger permanent bis in eine Tiefe von mehreren hundert Metern gefroren sind.

Kaum eine Region der Erde erwärmt sich nach Informationen der Bremerhavener Forscher im Zuge des Klimawandels so schnell wie die Arktis. Das werde unter anderem daran sichtbar, dass die arktische Meereisfläche im Sommer kleiner werde. Doch auch an Land hinterlasse die Erwärmung deutliche Spuren. So tauten die Permafrostgebiete von Nordamerika, Skandinavien und Sibirien seit einigen Jahren immer stärker auf - beispielsweise ganz im Nordwesten Alaskas um die Stadt Kotzebue.

Der Permafrostboden friert den Angaben zufolge selbst im Winter nicht mehr immer komplett zu. Die Ufer der Seen werden dann instabil und brechen, das Wasser läuft aus. Ein besonders extremes Ereignis hätten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des AWI in der Saison 2017 und 2018 beobachtet, hieß es. Innerhalb eines Jahres seien mit etwa 190 so viele Seen ausgelaufen wie nie zuvor.

"Das Ausmaß hat uns erschreckt", sagte AWI-Geograf Ingmar Nitze. "Der Winter 2017/2018 war sehr feucht und warm. Es herrschten Bedingungen, die unsere Klimarechenmodelle für das Ende dieses Jahrhunderts als Normalzustand vorhersagen. Wir konnten gewissermaßen in die Zukunft sehen. Das Schmelzen wird dann katastrophale Ausmaße erreicht haben."

Das sei bedenklich, weil die im Permafrostboden gespeicherte uralte Pflanzenmasse frei werde und so von Mikroben abgebaut werden könne. Damit schrumpfe besorgniserregend schnell das Potenzial des Permafrostbodens, große Mengen an Kohlenstoff zu binden. Der in den Pflanzen enthaltene Kohlenstoff werde als Kohlendioxid frei und verstärke den Treibhauseffekt.