Ältere meiden öffentliche Orte und treffen weiter Freunde

Ältere meiden öffentliche Orte und treffen weiter Freunde

Mainz (epd). Ältere Menschen unterstützen einer Studie der Universität Mainz zufolge in der Corona-Krise fast ausnahmslos die strengen Infektionsschutz-Maßnahmen, verzichten aber nicht auf persönliche Kontakte. Im Alltag fühle sich ein Teil jedoch alleingelassen, teilte die Hochschule am Dienstag mit. Ein Viertel der Gesprächspartner habe bei einer Telefon-Befragung auch angegeben, in der Pandemie öfter als früher deprimiert zu sein. Für die Studie hatten die Mainzer Wissenschaftler ein Stimmungsbild unter 500 über 75-jährigen Seniorinnen und Senioren aus ganz Deutschland erhoben.

Die Befragung zeigte unter anderem, dass sich lediglich ein Drittel der Befragten große oder sehr große Sorgen um eine mögliche eigene Corona-Infektion machte. Dabei war die absolute Mehrheit durchaus überzeugt davon, dass die Pandemie für Ältere ein höheres Gesundheitsrisiko mit sich bringt. Im Alltag bemühten sich jeweils deutlich über 90 Prozent um Einhaltung der grundlegenden Vorsichtsmaßnahmen, achteten in der Öffentlichkeit auf einen Mindestabstand zu anderen Personen, verzichteten auf Körperkontakte, trugen eine Maske und wuschen sich regelmäßig die Hände.

Die Befragung fand noch vor den Anfang November angeordneten jüngsten Verschärfungen der Anti-Corona-Maßnahmen statt. Die Hälfte der Befragten gab bereits zu diesem Zeitpunkt an, in der Pandemie das Haus nur für die nötigsten Dinge zu verlassen. Rund ein Viertel ging zur Verringerung des Infektionsrisikos seltener als sonst zum Arzt. Auf die Teilnahme an privaten Feiern verzichteten 51 Prozent der Seniorinnen und Senioren, auf Treffen mit Menschen aus dem Freundeskreis 39 Prozent, auf Begegnungen mit der Familie 18 Prozent.

"Es zeigt sich, dass die Älteren weniger beeinträchtigt sind als befürchtet", sagte Cornelia Schweppe, Professorin für Sozialpädagogik und Co-Autorin der Studie, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Ergebnisse der Umfrage zeigten, dass es der Mehrheit "relativ gut" gehe. Allerdings berichte eine nennenswerte Minderheit von erheblichen Einbußen bei der Lebensqualität durch die Pandemie. Es handle sich um eine sehr große Gruppe von Menschen, deren Probleme stärker in den Blick genommen werden müssten. Welche Faktoren für das Wohlbefinden von Senioren entscheidend sind, soll eine Detailauswertung der Befragung klären.