Pandemie-Risikoanalyse 2012: "Antisoziales Verhalten" möglich

Pandemie-Risikoanalyse 2012: "Antisoziales Verhalten" möglich

Berlin (epd). Für Katastrophen aller Art hat die Bundesregierung Krisenszenarien in der Schublade. Eine Risikoanalyse für den Zivilschutz befasste sich schon im Jahr 2012 mit einer hypothetischen Pandemie und deren gesellschaftliche Auswirkungen. Wer sie heute noch einmal liest, erkennt einiges wieder.

So wird im Großen und Ganzen davon ausgegangen, "dass die Mehrheit der Bevölkerung sich solidarisch verhält und versucht, die Auswirkungen des Ereignisses durch gegenseitige Unterstützung und Rücksichtnahme zu verringern". Es sei aber "nicht auszuschließen, dass eine zunehmende Verunsicherung und das Gefühl, durch die Behörden und das Gesundheitswesen im Stich gelassen zu werden, aggressives und antisoziales Verhalten fördert". Gemeint waren hier allerdings insbesondere Plünderungen oder Diebstähle, um an Medikamenten zu gelangen.

Eine Verantwortung kommt unter anderen der Presse zu. So heißt es, die Auswirkungen einer Pandemie auf die Gesellschaft "hängen von verschiedenen Faktoren ab", beispielsweise "von der Art und Weise des behördlichen Handelns und der behördlichen Kommunikation, der Berichterstattung in den Medien". Es wird darauf hingewiesen: "Nur wenn die Bevölkerung von der Sinnhaftigkeit von Maßnahmen (z. B. Quarantäne) überzeugt ist, werden sich diese umsetzen lassen."

Gleichzeitig wird prophezeit: "Es ist anzunehmen, dass die Krisenkommunikation nicht durchgängig angemessen gut gelingt." So könnten beispielsweise "widersprüchliche Aussagen von verschiedenen Behörden/Autoritäten die Vertrauensbildung und Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen erschweren". Zugleich sei "von einem hohen öffentlichen Interesse während der gesamten Lage auszugehen". Der Ruf nach einem schnellen und effektiven Handeln der Behörden werde früh zu vernehmen sein. "Die Suche nach 'Schuldigen' und die Frage, ob die Vorbereitungen auf das Ereignis ausreichend waren, dürften noch während der ersten Infektionswelle aufkommen."

Auf den Gedanken, dass es eine Bewegung geben könnte, die die Pandemie schlichtweg leugnet, kam damals wohl niemand. So hieß es: "Demonstrationen oder Ausschreitungen größeren Ausmaßes dürften eher nicht zu erwarten sein, da angenommen wird, dass größere Ansammlungen von Menschen eher gemieden werden." Einschränkend heißt es hierzu: "Dies hängt jedoch von der individuellen Risikowahrnehmung ab."