Äthiopien: Afrikanische Union greift in Tigray-Konflikt ein

Äthiopien: Afrikanische Union greift in Tigray-Konflikt ein

Frankfurt a.M., Addis Abeba (epd). Die Afrikanische Union (AU) will mit Vermittlungen den militärischen Konflikt zwischen der äthiopischen Zentralregierung und der Region Tigray lösen. Der AU-Vorsitzende, der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa, gab am Freitagabend die Ernennung von drei hochrangigen Sondergesandten bekannt, die für Gespräche nach Äthiopien reisen sollen. Die Gruppe besteht aus den früheren Präsidenten von Mosambik, Liberia und Südafrika: Joaquim Chissano, Ellen Johnson-Sirleaf und Kgalema Mothlante.

Ramaphosa erklärte, der Konflikt sei nicht nur für die Länder am Horn von Afrika, sondern für den ganzen Kontinent Anlass zu großer Sorge. Aufgabe der drei Sondergesandten sei, bei Vermittlungen zwischen den Konfliktparteien zu helfen und Frieden zu schaffen. Das Büro des äthiopischen Ministerpräsidenten Abiy Ahmed erklärte am Samstag jedoch, es werde keine direkten Gespräche zwischen der Zentralregierung und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) geben. Abiy hat Verhandlungen bislang abgelehnt. Er kündigte an, er werde die AU-Sondergesandten zu Einzelgesprächen empfangen.

Die Armee der äthiopischen Regierung und die Kämpfer der TPLF liefern sich seit Anfang November heftige Kämpfe um die Kontrolle der Tigray-Region im Norden des Landes. Abiy hatte Anfang der Woche erklärt, die Armee könnte in den kommenden Tagen eine Entscheidung herbeiführen. Weil die Region weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten ist, gibt es keine unabhängigen Berichte über die Lage. Mehr als 33.000 Menschen sind nach Schätzungen der Vereinten Nationen seither ins Nachbarland Sudan geflohen und auf humanitäre Unterstützung angewiesen.

Zwischen der Regierung in der Hauptstadt Addis Abeba und der Region Tigray wachsen seit langem die Spannungen. Der Konflikt eskalierte nach Streit um für den Sommer geplante Parlamentswahlen. Ministerpräsident Ahmed hatte die Wahlen wegen der Corona-Pandemie auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Regionalregierung in Tigray hatte daraufhin im September Wahlen abgehalten, die Abiy für ungültig erklärte.