Terroranschlag in Wien: Nicht zurückweichen angesichts des Hasses

Gedenken an die vier Opfer des Terroranschlags in Wien
©Matthias Schrader/AP/dpa
Rote Rosen und eine Kerze liegen in Gedenken an die vier Opfer des Terroranschlags in der Wiener Innenstadt. Der mutmaßlich islamistisch motivierte Terroranschlag in Wien hat in Deutschland und ganz Europa Entsetzen ausgelöst und Anteilnahme ausgelöst.
Terroranschlag in Wien: Nicht zurückweichen angesichts des Hasses
Nach dem mutmaßlich islamistischen Terroranschlag in Wien sagen Politiker Islamisten den Kampf an. Bundeskanzlerin Merkel sprach von einem "feigen Anschlag". Man dürfe vor dem Hass nicht zurückweichen, appellierte Bundespräsident Steinmeier.

Berlin/Wien (epd). Der mutmaßlich islamistisch motivierte Terroranschlag in Wien hat in Deutschland und ganz Europa Entsetzen ausgelöst. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) versicherten in Kondolenzschreiben an ihre österreichischen Amtskollegen die Anteilnahme Deutschlands. "Wir verurteilen diese abscheuliche Gewalt. Wir werden vor ihr und vor dem Hass, der sie treibt, nicht zurückweichen", erklärte Steinmeier. Der "feige Anschlag" sei ein Angriff auf die gemeinsamen europäischen Werte gewesen, schrieb Merkel an Bundeskanzler Sebastian Kurz. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen twitterte, sie sei "schockiert und traurig über den brutalen Angriff". Auch Religionsvertreter äußerten sich betroffen.

Bei dem Schusswaffen-Attentat am Montagabend in Wien hat es nach Polizeiangaben fünf Todesopfer gegeben. 22 Menschen wurden nach Polizeiangaben von Dienstagnachmittag teilweise schwer verletzt. Auch der Attentäter selbst überlebte nicht. Entgegen erster Annahmen spricht die Polizei inzwischen von einem einzelnen Täter. Er sei Österreicher und habe auch die nordmazedonische Staatsbürgerschaft. Österreichs Innenminister Karl Nehammer sprach von einem islamistischen Anschlag.

Der islamistische Terror sei "unser gemeinsamer Feind", sagte Kanzlerin Merkel in einer ersten Erklärung. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble schrieb an den Präsidenten des österreichischen Nationalrats, Wolfgang Sobotka, der Anschlag mache deutlich, "dass wir im Kampf gegen den islamistischen Terrorismus nicht nachlassen dürfen". Bundesgesundheitsminister und CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn (CDU) sagte in Berlin, dieser Kampf müsse "im Schulterschluss mit den liberalen Muslimen" geführt werden.

Da sich einer der Anschlagsorte in der Nähe einer Synagoge befand, reagierte die jüdische Gemeinschaft in Österreich mit verschärften Sicherheitsvorkehrungen. "Ob auch der Stadttempel Ziel des Anschlags war, kann derzeit weder bestätigt noch ausgeschlossen werden", erklärte der Präsident der Israelitischen Religionsgemeinschaft in Österreich, Oskar Deutsch, auf Twitter. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, äußerte sich entsetzt über den Terror. "Unsere Gedanken sind bei den Ermordeten, unser Mitgefühl gilt ihren Angehörigen", erklärte Schuster in Berlin.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, bezeichnete das Attentat als "Anschlag auf die Menschlichkeit". "Sich beim Morden auf Gott zu berufen, ist zynisch und die schlimmste Form des Missbrauchs von Religion." Der evangelische österreichische Bischof Michael Chalupka sprach von einem Angriff auf den liberalen Rechtsstaat. Das Ziel von Terroristen sei, westliche Gesellschaften zu spalten und Gruppen gegeneinander aufzuhetzen, sagte er dem epd. Er betonte, die Religionen in Österreich würden aufeinander achten.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, rief zum Ende des Hasses auf: "Keinerlei Form von Terror, kein islamistischer, kein rechts- und kein linksextremer, darf einen Platz haben in unserer Gesellschaft und Kultur." Auch Islamverbände in Deutschland verurteilten den Anschlag. "Der brutale Terrorakt in Wien hat uns auch in Deutschland bis ins Mark getroffen", erklärte der türkische Islamverband Ditib in Köln. Auch der Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs, Bekir Altas, drückte sein Mitgefühl aus.

Auch international wurde mit Entsetzen auf den Anschlag reagiert. Die Bevölkerung und die Regierung Österreichs könnten sich der Solidarität der UN sicher sein, betonte UN-Generalsekretär António Guterres. Der Weltkirchenrat erklärte, die internationale Gemeinschaft und alle Menschen guten Willens müssten sich gegen das Blutvergießen und die brutale Ideologie hinter solchen Attacken stemmen.

epd co/fu/her/ps/lwd hei