Entsetzen über Terroranschlag in Wien

Entsetzen über Terroranschlag in Wien
Mindestens vier Todesopfer, etliche Verletzte: Nach dem Terroranschlag von Wien äußern sich Politiker und Religionsvertreter bestürzt. Österreichs Regierung spricht von einer islamistischen Tat.

Frankfurt a.M./Wien (epd). Der mutmaßlich islamistisch motivierte Terroranschlag in Wien mit mehreren Toten hat international Entsetzen ausgelöst. UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte am Dienstag den Anschlag scharf. Die Bevölkerung und die Regierung Österreichs könnten sich der Solidarität der UN sicher sein, betonte Guterres. Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte: "Wir verurteilen diese abscheuliche Gewalt. Wir werden vor ihr und vor dem Hass, der sie treibt, nicht zurückweichen." Auch Religionsvertreter zeigten sich schockiert.

Am Montagabend hatte mindestens ein Attentäter in Wien auf Passanten geschossen. Österreichischen Medienberichten zufolge wurden dabei vier Menschen getötet. Die Polizei erschoss einen Attentäter, der mittlerweile identifiziert ist. Nach Mittätern wird gefahndet. Sieben Personen befänden sich in einem lebensbedrohlichen Zustand, hieß es am Vormittag. Österreichs Innenminister Karl Nehammer sprach von einem islamistischen Anschlag.

"Wir Deutsche stehen in Anteilnahme und Solidarität an der Seite unserer österreichischen Freunde", erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in einem am Dienstag bei Twitter verbreiteten Statement. Der islamistische Terror sei "unser gemeinsamer Feind", sagte sie. Ihr Mitgefühl gelte den Angehörigen der Opfer.

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen twitterte, sie sei "schockiert und traurig über den brutalen Angriff". Europa stehe "in voller Solidarität an Österreichs Seite", versicherte von der Leyen und fügte hinzu: "Wir sind stärker als Hass und Terror."

Da sich einer der Anschlagsorte in der Nähe einer Synagoge befand, reagiert die jüdische Gemeinschaft in Österreich mit verschärften Sicherheitsvorkehrungen. "Ob auch der Stadttempel Ziel des Anschlags war, kann derzeit weder bestätigt noch ausgeschlossen werden", erklärte der Präsident der Israelitischen Religionsgemeinschaft in Österreich, Oskar Deutsch, auf Twitter. Vorsichtshalber bleiben nach seinen Worten alle Synagogen, jüdischen Schulen und Institutionen der Religionsgemeinschaft sowie koschere Restaurants und Supermärkte am Dienstag geschlossen.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, zeigte sich zutiefst schockiert über den Terror. "Unsere Gedanken sind bei den Ermordeten, unser Mitgefühl gilt ihren Angehörigen", erklärte Schuster in Berlin.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, bezeichnete das Attentat als "Anschlag auf die Menschlichkeit". "Sich beim Morden auf Gott zu berufen, ist zynisch und die schlimmste Form des Missbrauchs von Religion." Der Glaube an Gott stehe für Liebe und Barmherzigkeit. "Unsere Gedanken und Gebete sind bei den Opfern und ihren Angehörigen", fügte er hinzu.

Der evangelische österreichische Bischof Michael Chalupka sprach von einem Angriff auf den liberalen Rechtsstaat. Das Ziel von Terroristen sei, westliche Gesellschaften zu spalten und Gruppen gegeneinander aufzuhetzen, sagte Chalupka dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Deshalb ist es so wichtig, den Zusammenhalt, den es in Österreich gibt, gesellschaftlich und zwischen den Religionen, zu benennen."

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, rief zum Ende des Hasses auf: "Keinerlei Form von Terror, kein islamistischer, kein rechts- und kein linksextremer, darf einen Platz haben in unserer Gesellschaft und Kultur. Terror im Namen der Religion pervertiert den Namen Gottes."

Auch Islamverbände in Deutschland verurteilten den Anschlag. "Der brutale Terrorakt in Wien hat uns auch in Deutschland bis ins Mark getroffen", erklärte der türkische Islamverband Ditib in Köln. "Der Terroranschlag in Wien ist ein Angriff auf uns alle, auf unsere Gesellschaft und unseren Glauben. Unser tiefstes Mitgefühl gilt den Hinterbliebenen und den Verletzten", sagte der Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs, Bekir Altas.

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