Präsidentenwahl in Bolivien im Zeichen von Corona und Chaos

Präsidentenwahl in Bolivien im Zeichen von Corona und Chaos

Frankfurt a.M., La Paz (epd). Rund sieben Millionen Wähler sind am Sonntag in Bolivien aufgerufen worden, einen neuen Präsidenten zu wählen. Der Urnengang wurde von der Corona-Pandemie und der Angst vor neuen Ausschreitungen überschattet. Die Wahl fand nach gut einem Jahr Übergangsregierung und politischem Chaos statt.

Der Sozialist und frühere Wirtschaftsminister Luis Arce (57) hatte laut Umfragen gute Chancen, zumindest die erste Wahlrunde für sich zu entscheiden. Hinter ihm lag der Mitte-Rechts-Kandidat Carlos Mesa (67) auf dem zweiten Platz. Sollte es zu einer Stichwahl im November kommen, könnte Mesa den Sieg davontragen, wenn er die Stimmen aller konservativen Wähler gewinnt.

Bolivien ist politisch tief gespalten. Im November 2019 war der sozialistische Präsident Evo Morales unter dem Druck des Militärs zurückgetreten. Morales wurde des Wahlbetrugs beschuldigt, um an der Macht zu bleiben. Seither kam es immer wieder zu Ausschreitungen. Es wird neue Gewalt befürchtet. Morales lebt zurzeit im Exil in Argentinien, in Bolivien wurde er angeklagt. Nach seinem Rücktritt hatte sich die konservative Politikerin Jeanine Añez zur Übergangspräsidentin erklärt.

Zu einer Stichwahl kommt es, wenn kein Kandidat 50 Prozent der Stimmen erhält oder 40 Prozent, wobei er mindestens 10 Prozentpunkte Vorsprung vor dem Zweitplatzierten haben muss. Die Bolivianer waren auch aufgerufen, über 36 Senatoren und die 130 Sitze im Abgeordnetenhaus abzustimmen. Wegen der Corona-Pandemie gab es besondere Sicherheitsmaßnahmen. Bolivien mit seinen rund zwölf Millionen Einwohnern leidet mit mehr als 8.400 Corona-Toten und rund 140.000 Infizierten schwer unter dem Coronavirus.