"DenkRaum" für zerstörte Dresdner Sophienkirche eröffnet

"DenkRaum" für zerstörte Dresdner Sophienkirche eröffnet
Die Dresdner Sophienkirche kehrt ins Bewusstsein der Bevölkerung zurück. Ein Gedenkort erinnert seit Freitag an ihre wechselvolle Geschichte. Jahrzehntelang haben sich Bürger dafür eingesetzt.

Dresden (epd). Nach mehr als zwölf Jahren Bauzeit ist der neue "DenkRaum" für die in der DDR abgetragene Dresdner Sophienkirche am Freitag feierlich übergeben worden. Der gläserne Bau im Stadtzentrum schließt eine Lücke in der Erinnerungskultur. Er entstand in mehreren Etappen seit 2008 für rund 4,8 Millionen Euro.

"Nur durch das langjährige bürgerschaftliche Engagement der Dresdner Bürgerinnen und Bürger kann eine Heilung dieser noch offenen Wunde Dresdens ermöglicht werden", sagte Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU). Es brauche solche Orte, an denen nachgedacht werden kann - allein oder in der Begegnung mit anderen Menschen.

Der "DenkRaum" sei ein "wunderbares Projekt", dass einmal mehr zeige, wie notwendig Versöhnung sei, betonte Klepsch in ihrer Rede bei der Eröffnung unter freiem Himmel vor mehr als 100 Menschen. Von diesem Ort gehe die Botschaft aus, verantwortlich zu leben und sich für Frieden einzusetzen.

Der 14 Meter hohe Glasbau im Stil einer Kapelle entstand am Originalort der kriegszerstörten und auf Anweisung der DDR-Regierung 1962 und 1963 abgetragenen Kirche. Er stilisiert im Inneren die frühere Busmannkapelle und damit nur einen Teil der gotischen Hallenkirche. Die Dresdner Bürgerstiftung ist Betreiber des "DenkRaums" und will unter anderem Führungen, Vorträge und Bildungsprojekte für Schülerinnen und Schüler anbieten.

Das Erinnerungsprojekt wurde vor allem durch den 1998 gegründeten Verein "Gesellschaft zur Förderung einer Gedenkstätte für die Sophienkirche Dresden" vorangebracht. Sachsens früherer Landeskonservator Gerhard Glaser und der Dresdner Theologe Harald Bretschneider begleiteten den Entwicklungsprozess über die Jahre ehrenamtlich. Wegen fehlender Gelder sowie aus bautechnischen Gründen verzögerte sich die Fertigstellung mehrfach.

"Heute ist ein Tag der Freude über das Erreichte", sagte Glaser. Auch er lobte das bürgerschaftliche Engagement. Der Ort solle mahnen und an den Missbrauch von Diktaturen erinnern. Glaser ist Zeitzeuge. Bis zuletzt hatte er als junger Architekt versucht, mit den DDR-Mächtigen ins Gespräch zu kommen und den Abbruch der damals ältesten Kirche der Stadt zu verhindern. Die SED-Regierung habe "Baufreiheit gewollt", erinnerte er sich. Anstelle der gotischen Kirche entstand ein Gastronomiekomplex.

Der "DenkRaum" wurde unter anderem mit 699.000 Euro durch die Bürgerstiftung, die Fördergesellschaft und private Spenden finanziert. Die Landeshauptstadt Dresden unterstützte das Projekt mit rund 810.000 Euro und die sächsische Landeskirche mit 350.000 Euro. Der letzte Bauabschnitt wurde schließlich vom Freistaat Sachsen aus dem sogenannten Mauerfonds und aus Geldern der Parteien und Massenorganisationen der DDR ermöglicht.

Nur "schmerzlich wenige" Teile der Innenausstattung sind laut Glaser erhalten. Der Renaissance-Altar der Sophienkirche steht heute in der Kirche in Dresden-Loschwitz. Auch einige Epitaphe, gotische Fenster sowie Steine aus der historischen Hallenkirche wurden gerettet. Eine Ausstellung erzählt die Geschichte der Kirche, die im 14. Jahrhundert zu einem Franziskanerkloster gehörte und 1602 als evangelische Kirche geweiht wurde. Später war sie evangelische Hofkirche.