Tiefseebergbau: Forscher zeigen langfristige Störungen im Ökosystem

Tiefseebergbau: Forscher zeigen langfristige Störungen im Ökosystem

Bremen (epd). In einem internationalen Forschungsprojekt haben Wissenschaftler einen negativen Einfluss des Tiefseebergbaus auf das Nahrungsnetz am Meeresboden nachgewiesen. Eine über Jahrzehnte laufende Bergbau-Simulation im tropischen Ostpazifik etwa 3.000 Kilometer vor der Küste Perus habe gezeigt, dass die langfristigen Folgen erheblich seien, teilte das Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie in Bremen am Freitag mit.

So sei der gesamte Durchsatz von Kohlenstoff im Ökosystem deutlich reduziert gewesen, bilanzierte die Bremer Studienautorin Tanja Stratmann. Der mikrobielle Teil des Nahrungsnetzes sei viel stärker als erwartet betroffen gewesen. Mikroben seien für ihre hohen Wachstumsraten bekannt. "Daher würde man erwarten, dass sie sich schnell erholen. Stattdessen war der mikrobielle Kohlenstoffkreislauf um mehr als ein Drittel reduziert."

1989 fuhren Wissenschaftler mit dem deutschen Forschungsschiff "Sonne" in das Peru-Becken südlich der Galapagos-Inseln, um dort 4.000 Meter unter der Wasseroberfläche den Tiefseebergbau zu simulieren. Dazu pflügten sie den Meeresboden auf einer Fläche von gut dreieinhalb Kilometern im Durchmesser mit einer Egge um. In dieser Region ist der Meeresgrund voller Manganknollen, die neben Mangan auch Kupfer, Kobalt, Nickel und zahlreiche andere Metalle enthalten.

"Auch 26 Jahre nach dieser Störung konnten wir die Pflugspuren auf dem Meeresboden klar erkennen", erklärte Stratmann. Frühere Studien hatten gezeigt, dass sich die Häufigkeit und Dichte von Mikroorganismen dort nachhaltig verändert hatte. Jetzt wollen die Wissenschaftler aus Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Portugal und Großbritannien herausfinden, was der Eingriff für den Kohlenstoffkreislauf und das Nahrungsnetz dieses Lebensraums bedeutet. Ihre Ergebnisse präsentieren sie in der Fachzeitschrift "Progress in Oceanography".

Metallhaltige Knollen und Krusten bedecken nach Angaben des Bremer Institutes viele Tausend Quadratkilometer des Tiefseebodens. Der Tiefseebergbau könnte deshalb eine Möglichkeit bieten, dem zunehmenden Bedarf an seltenen Metallen zu begegnen. Doch Studien haben gezeigt, dass viele sesshafte Bewohner der Meeresboden-Oberfläche auf die Knollen als Substrat angewiesen seien und noch Jahrzehnte nach einer Störung im Ökosystem fehlten.