Corona: Berlins Regierender Bürgermeister Müller gegen Flickenteppich

Corona: Berlins Regierender Bürgermeister Müller gegen Flickenteppich
Die Bundesländer müssten sich im Kampf gegen steigende Infektionszahlen besser abstimmen, fordert der SPD-Politiker. Die Charité und die Uni-Klinik Frankfurt am Main warnen vor Personal-Engpässen auf den Intensivstationen.

Berlin (epd). Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) hat vor einem Flickenteppich der Bundesländer im Kampf gegen steigende Infektionszahlen in der Corona-Pandemie gewarnt. Reisebeschränkungen einzelner Länder würden nicht weiterhelfen. Nötig sei ein abgestimmtes Verfahren, etwa klare Regeln für Corona-Tests an Bahnhöfen und Flughäfen, sagte Müller am Freitag. Der Virologe Christian Drosten mahnte, Deutschland dürfe jetzt nicht den Kredit verspielen, den es durch die Einschränkungen des öffentlichen Lebens im Frühjahr erhalten habe.

Das Virus habe sich in seiner Gefährlichkeit für einzelne Bevölkerungsgruppen nicht geändert, betonte der Direktor des Institutes für Virologie an der Berliner Charité. Zugleich warnte Drosten vor "Irrlichtern" in der öffentlichen Kommunikation. Die Medien forderte er auf, sich Aussagen von Wissenschaftlern mit Quellen belegen zu lassen. Qualitätskontrolle sei nicht nur in der wissenschaftlichen Kommunikation essenziell.

Mit Blick auf die steigenden Infektionszahlen betonte der Vorstand Krankenversorgung der Charité, Ulrich Frei, Knackpunkt in den kommenden Wochen sei nicht die Zahl der Intensivbetten, sondern die zu geringe Zahl an Intensivpflegekräften für diese Betten. Zugleich werde eine deutlich steigende Zahl an infizierten Mitarbeitern registriert. Ähnlich äußerte sich der Chef des Universitätsklinikums Frankfurt am Main, Jürgen Graf. Das Problem sei jetzt die Zahl der "betriebsfähigen Intensivbetten". Dies sei kein ausschließliches Berliner Problem. Auch im Großraum Frankfurt am Main etwa gebe es eine sehr kritische Situation.

Regierungschef Müller wünschte sich zudem weitere personelle Unterstützung durch den Bund. Er verwies darauf, dass in der Hauptstadt derzeit 200 offene Stellen bei den Gesundheitsämtern nicht besetzt werden könnten.