Entwicklungsminister: Corona verschärft Krisen in Afrika

Entwicklungsminister: Corona verschärft Krisen in Afrika

Düsseldorf (epd). An den Folgen des coronabedingten Lockdowns werden laut Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) weit mehr Menschen sterben als am Virus. Allein auf dem afrikanischen Kontinent sei dieses Jahr mit zusätzlich 400.000 Malaria-Toten und HIV-Opfern zu rechnen sowie einer halben Million Menschen mehr, die an Tuberkulose sterben, sagte Müller dem "Handelsblatt" (Mittwoch, online) in Düsseldorf. Die Pandemie habe auch "eine der größten Armuts- und Hungerkrisen ausgelöst".

Die Gründe für diese katastrophale Situation seien vielfältig, erklärte Müller. So sei die Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten nicht mehr gewährleistet. Viele Hilfsprogramme des Westens seien zudem nicht ausreichend finanziert, und die Industrieländer konzentrierten sich so sehr auf die Corona-Bekämpung zu Hause, dass sie andere Probleme aus dem Blick verlören.

"Brüssel verdrängt die humanitären Katastrophen, die sich direkt vor unserer Haustür aufbauen", sagte Müller. Als Gegenmaßnahme schlug er "konkret ein 50-Milliarden-Stabilisierungsprogramm aus europäischen Krediten und Soforthilfen" vor. Außerdem werde an einem "neuen EU-Afrika-Abkommen mit den Schwerpunkten Migration, Klima, Energie, Sicherheit und wirtschaftliche Zusammenarbeit" gearbeitet.