Missio-Umfrage: Missbrauch von Ordensfrauen weit verbreitet

Missio-Umfrage: Missbrauch von Ordensfrauen weit verbreitet

Köln (epd). Der Missbrauch von Ordensfrauen durch Priester ist laut einer Umfrage in Asien, Afrika und Ozeanien offenbar weit verbreitet. "Die Ergebnisse zeigen, dass der Missbrauch von Ordensfrauen durch Kleriker kein Einzelfall-Phänomen ist", sagte der Präsident des katholischen Hilfswerks Missio, Dirk Bingener, zur Vorstellung der Umfrageergebnisse am Freitag in Köln. 69 Prozent der insgesamt 101 befragten Ordensschwestern und Priester bescheinigten dem Thema demnach hohe Relevanz.

Die von Missio in Auftrag gegebene Umfrage "Missbrauch an Ordensfrauen" liefere zwar keine Fallzahlen, zeige aber, dass nun Schluss sei mit der Kultur des Schweigens, sagte Bingener. In der Vergangenheit seien ähnliche Umfragen nur auf wenig Resonanz gestoßen. "Unsere Erfahrung ist, dass jetzt aber gesprochen wird."

Die Umfrageergebnisse bedeuteten für Missio eine Verpflichtung, gemeinsam mit seinen Partnerorganisationen Lösungsschritte einzuleiten, sagte Bingener. Als Konsequenz richte Missio ein Koordinationsbüro zum Thema Missbrauch sowie eine Arbeitsgruppe ein. Außerdem werde das Hilfswerk künftig einen Förderschwerpunkt auf Maßnahmen legen, die Ordensfrauen stärken. So könnten etwa Beschwerdestellen aufgebaut oder Hilfen für Opfer sexuellen Missbrauchs unterstützt werden.

Ziel sei es auch, das Thema in der Ausbildung von Priestern zu verankern. Die Prävention von körperlichen Übergriffen auf Ordensfrauen werde darüber hinaus für Missio zum Querschnittsthema bei der Vergabe von Fördermaßnahmen werden, kündigte Bingener an. Missio wolle darüber hinaus ein internationales Netzwerk aufbauen, um die Problematik des Missbrauchs dauerhaft auf die Tagesordnung zu setzen.

Missio hatte den Fragebogen zum Thema Missbrauch an 38 Partner in Asien, Afrika und Ozeanien verschickt mit der Bitte, ihn zu verteilen. Angesichts der Tatsache, dass es sich um ein äußerst schambesetztes Thema handele, bewertet das Missionswerk den Rücklauf von 101 Fragebögen aus 19 Ländern als sehr hoch.