Hafen für "Etienne": Bundestagsabgeordnete appellieren an Malta

Hafen für "Etienne": Bundestagsabgeordnete appellieren an Malta

Berlin (epd). Abgeordnete aus fünf Fraktionen des Bundestags haben an die maltesische Regierung appelliert, das Handelsschiff "Maersk Etienne" mit 27 aus Seenot geretteten Migranten anlegen zu lassen. "Seit über einem Monat sitzen die Menschen vor den maltesischen Hoheitsgewässern an Bord fest und warten auf einen sicheren Hafen", heißt es in einem an Maltas Premierminister Robert Abela und Innenminister Byron Camilleri adressierten Brief, den 24 Parlamentarier von Grünen, FDP, Linken, SPD und CDU unterschrieben haben und der dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt.

Malta habe die Rettung der 27 Menschen koordiniert, daher sei es die Pflicht Maltas, einen sicheren Hafen nach internationalem Recht zuzuweisen, heißt es in dem Brief weiter. Die Absender äußern sich "zutiefst besorgt" über die aktuelle Situation an Bord und den Gesundheitszustand der Geretteten. Ein Handelsschiff sei nicht dafür ausgestattet, über einen längeren Zeitraum Schutz und Nahrung zu bieten. Die Lage an Bord werde zunehmend dramatisch, schreiben die Abgeordneten.

Der Öltanker hatte Anfang August 27 Menschen aus Seenot gerettet. Am Montag hatten auch die Vereinten Nationen und Reederverbände eindringlich eine sofortige Anlandung des Schiffes gefordert. Nach Angaben des dänischen Unternehmens Maersk, zu dessen Flotte die "Etienne" gehört, sind drei der Geretteten am Sonntagmorgen von Bord des Tankers gesprungen.

"Es ist ein unhaltbarer Zustand der sich vor den Toren Maltas abspielt", sagte die flüchtlingspolitische Sprecherin der Grünen, Luise Amtsberg, dem epd. Weder den Flüchtlingen noch der Handelsschifffahrt sei das wochenlange Ausharren auf offener See zumutbar. Klar sei aber auch, dass die die Mittelmeeranrainer nicht mit der Aufnahme der geretteten Menschen alleine gelassen werden könnten. Es werde eine solidarische Aufnahmepolitik aller EU-Mitgliedsländer gebraucht, sagte Amtsberg. Die Bundesregierung müsse gerade vor dem Hintergrund der aktuellen deutschen Ratspräsidentschaft voran gehen.