Studie: Fast alle tropischen Korallenriffe gefährdet

Studie: Fast alle tropischen Korallenriffe gefährdet

Bremen (epd). Weltweit sind die meisten tropischen Korallenriffe gefährdet. Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie von Wissenschaftlern aus Bremen, die Daten für Riffe in sechs Weltregionen ausgewertet haben. Das betreffe 94 Prozent dieser Lebensräume, die zu den wichtigsten Ökosystemen der Erde zählten, teilten die Forscher am Donnerstag mit. In einer gemeinsamen Untersuchung haben Wissenschaftler der privaten Jacobs University Bremen sowie der Universität und des Zentrums für Marine Tropenforschung in der Hansestadt erstmals die Anfälligkeit tropischer Korallenriffe gegenüber Umweltfaktoren prognostiziert.

Korallenriffe seien der Lebensraum für fast ein Viertel aller marinen Tierarten in der Welt, hieß es. Sie schützten darüber hinaus als Wellenbrecher die Küsten und seien in vielen Regionen aufgrund von Fischerei und Tourismus eine wichtige Nahrungs- und Einkommensquelle. Die Korallen sind anfällig gegenüber Umweltveränderungen, etwa steigenden Wassertemperaturen sowie der Versauerung der Ozeane. Sie gelten deshalb als Frühwarnsystem für den globalen Klimawandel.

Für die Studie verarbeiteten die Forscher Riffdaten aus der Karibik, aus Südost-Asien, aus dem Indischen Ozean, dem Pazifik, dem Roten Meer und dem Great Barrier Reef vor Australien. Demnach sind 22 Prozent der Riffe durch lokale Faktoren wie die Verschmutzung durch fehlende Kläranlagen bedroht, elf Prozent durch globale Faktoren und 61 Prozent durch eine Kombination aus beiden.

Dass die Riffe sehr unterschiedlich auf einzelne Stressfaktoren oder auf eine Kombination von mehreren reagieren, ist eine weitere wichtige Erkenntnis aus der Studie. So gedeihen Korallenriffe in Südostasien offenbar noch bei höheren Wassertemperaturen als etwa beim Great Barrier Reef. Als besonders bedroht gelten Riffe in der Karibik oder im Roten Meer.

Die unterschiedliche Anfälligkeit zeigt auch Lösungswege für die Genesung der Riffe auf. "Lokale Stressfaktoren können durch lokale Maßnahmen erfolgreich eingedämmt werden, etwa durch den Bau von Kläranlagen", erläuterte Professor Agostino Merico, der maßgeblich an der Studie beteiligt war. Um die globalen Faktoren erfolgreich bekämpfen zu können, sei die Reduktion der Treibhausgase durch internationale Abkommen die einzige Lösung. Die Studie ist kürzlich in der Zeitschrift "Global Change Biology" erschienen.