Trauerfeier: Loveparade-Unglück auch nach zehn Jahren unbegreiflich

Trauerfeier: Loveparade-Unglück auch nach zehn Jahren unbegreiflich
Auch ein Jahrzehnt nach dem Loveparade-Unglück in Duisburg ist der Schmerz der Betroffenen groß. Wegen der Corona-Krise wird der runde Jahrestag aber in kleinem Rahmen begangen. Die Trauerfeier steht unter dem Eindruck der Strafprozess-Einstellung.

Duisburg (epd). Am zehnten Jahrestag des Loveparade-Unglücks mit 21 Toten haben in Duisburg etwa hundert Menschen in einer Trauerfeier der Opfer gedacht. Das Unglück vom 24. Juli 2010 sei die "größte Katastrophe in der Nachkriegsgeschichte der Stadt Duisburg", sagte Oberbürgermeister Sören Link (SPD) am Freitagabend bei der öffentlichen Gedenkveranstaltung am Mahnmal vor dem Karl-Lehr-Tunnel. Im Namen der nordrhein-westfälischen Landesregierung wurde ein Kranz niedergelegt.

Das tragische Unglück habe das Leben vieler Menschen für immer verändert, sagte Link. Auch mit einem Abstand von zehn Jahren bleibe das Geschehene unbegreiflich. Nichts könne über den Verlust hinwegtrösten, "nichts kann den geliebten Menschen ersetzen, niemand kann die entstandene Lücke füllen.

Der Oberbürgermeister bedauerte, dass in dem Anfang Mai eingestellten Strafprozess zur Loveparade Fragen offengeblieben seien. Er zeigte Verständnis dafür, wenn Betroffene und Angehörige enttäuscht seien, dass der Prozess ohne Urteil zu Ende ging: "Ich kann nachempfinden, dass es sich für manchen jetzt so anfühlen mag, als gäbe es kein Entrinnen aus dem erlittenen Trauma."

Der Kuratoriumsvorsitzende der "Stiftung Duisburg 24.7.2010", Jürgen Thiesbonenkamp, bezeichnete den 24. Juli 2010 als "schwarzen Tag in der Geschichte der Stadt". Er wies darauf hin, dass viele Angehörige wegen der Einstellung des Prozesses "an Recht und Gerechtigkeit zweifeln". Gleichwohl habe das Verfahren für Aufklärung zu den Hintergründen der Katastrophe gesorgt, sagte der evangelische Theologe. Zudem habe das Land einen Nothilfefonds zur Verfügung gestellt, mit dem den Betroffenen geholfen werden solle.

Wegen der Auflagen der Corona-Schutzverordnung war die Teilnehmerzahl beim öffentlichen Gedenken auf 100 begrenzt worden, zudem sagten mehrere Familien aus dem Ausland - unter anderem aus China - ihre Reise nach Duisburg wegen der Pandemie ab.

Als Vertreter der Landesregierung nahm der stellvertretende Ministerpräsident Joachim Stamp (FDP) an dem Gedenken teil. Auch die damalige Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) war gekommen. Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von der aus Duisburg stammenden Sängerin Marie Wegener. Zum Abschluss legten die Teilnehmer Rosen an der Gedenkstätte im Tunnel nieder.

Dort hatten sich die Opfer und Angehörigen zuvor bereits zu einem nicht-öffentlichen Gedenken getroffen. Am Donnerstagabend war überdies in einer ebenfalls nicht-öffentlichen Andacht in der Salvatorkirche an die Getöteten und Verletzten erinnert. Anschließend wurde eine "Nacht der 1.000 Lichter" begangen, in der die Bevölkerung in dem Unglückstunnel Kerzen aufstellen konnte.

Bei einem Massengedränge im Tunnel und vor der Rampe zu dem Veranstaltungsgelände der Techno-Party waren am 24. Juli 2010 insgesamt 21 Menschen gestorben, mehr als 650 wurden verletzt. Der Strafprozess am Landgericht Duisburg wurde Anfang Mai eingestellt, weil nach Überzeugung der Richter keinem der Angeklagten eine relevante individuelle Schuld zuzuschreiben ist. Es habe sowohl vor der Loveparade als auch am Veranstaltungstag ein kollektives Versagen von Verantwortlichen gegeben.