Roggenernte auf ehemaligem Todesstreifen

Roggenernte auf ehemaligem Todesstreifen

Berlin (epd). An der Kapelle der Versöhnung auf dem einstigen Todesstreifen der Berliner Mauer ist am Donnerstag wieder Roggen geerntet worden. Das Korn von dem rund 2.000 Quadratmeter großen Getreidefeld an der Bernauer Straße in Berlin-Mitte kommt verschiedenen Projekte zugute, wie die Stiftung Berliner Mauer mitteilte. Mitarbeiter der Caritas-Werkstatt St. Johannesberg aus Oranienburg mähten einen Teil des Roggenfeldes nach traditioneller Art per Hand mit der Sense. Die langen Strohhalme sollen zu sogenannten Strohschieden zur ökologischen Bienenhaltung verarbeitet werden.

Aus dem Korn werden unter anderem Brot und Oblaten gebacken, die an Besucher der Kapelle der Versöhnung ausgegeben werden. Kleine Säckchen mit jeweils rund 300 Gramm Korn sind gegen eine Spende an der Kapelle erhältlich. Ein Teil der Ernte wird im Rahmen des Projekts "Friedensbrot" mit Getreide aus elf Ländern Mittel- und Südosteuropas, das aus Roggensaatgut von der Bernauer Straße gewachsen ist, gemischt und zu einem pan-europäischen "Friedensbrot" verbacken. Fünf Kilogramm schwere "Friedensbrote" sollen im Herbst für die EU-Agrarministerkonferenz bereitgestellt werden, die im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft in Deutschland stattfindet.

Der Getreideanbau auf dem ehemaligen Todesstreifen und heutigen Mauer-Gedenkstättenareal geht auf ein temporäres Kunstprojekt im Jahr 2005 zurück. Seit 2006 liegt die Betreuung des Roggenfeldes in den Händen der Lebenswissenschaftlichen Fakultät der Berliner Humboldt-Universität.