Hilfswerk fordert Ende der Ausgangssperre für Flüchtlinge auf Lesbos

Hilfswerk fordert Ende der Ausgangssperre für Flüchtlinge auf Lesbos

Berlin (epd). Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" fordert ein sofortiges Ende der Ausgangssperre für die Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln. Die Beschränkung sei unverhältnismäßig und habe massive Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit von Tausenden Menschen in Moria auf Lesbos und Vathy auf Samos, kritisierte die Organisation am Dienstag. "Wenn ich an die 6.000 Kinder denke, die jetzt in Moria gefangen sind, sehe ich eine ganze Generation, deren Kindheit Tag für Tag zerstört wird", sagte Marco Sandrone, Projektleiter von "Ärzte ohne Grenzen" auf Lesbos. "Es gibt bisher keinen einzigen Covid-19-Fall in den Aufnahmezentren. Diese Menschen stellen keine Gefahr für andere dar, doch sie sind in Gefahr und brauchen Hilfe."

Die Corona-Pandemie dürfe kein willkürliches Argument sein, um geflüchtete Menschen einzusperren. Sie müssten vielmehr in sichere Unterkünfte gebracht werden, vor allem wenn sie zur Covid-19-Hochrisikogruppe zählen. "Die Lebensbedingungen in diesen überfüllten Lagern sind schon in normalen Zeiten inakzeptabel. Wenn die Bewegungsfreiheit von Menschen willkürlich eingeschränkt wird, führt das nur zu noch mehr Gewalt, Krankheiten und Elend", erklärte die Organisation. Nach UN-Angaben leben derzeit insgesamt mehr als 30.000 Flüchtlinge und Migranten auf Lesbos, Samos und weiteren griechischen Inseln.

Deutschland will am Freitag weitere 100 schutzbedürftige Menschen aus den Lagern auf den griechischen Inseln holen. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums handelt es sich um kranke Kinder und ihre engsten Angehörigen. Sie stammten unter anderem aus Afghanistan, den palästinensischen Gebieten und Somalia. Mitte April war ein erster Flug mit 47 Kindern und Jugendlichen aus Griechenland angekommen. Die Bundesregierung hatte im März die Aufnahme von insgesamt 243 behandlungsbedürftigen Kindern mit Angehörigen zugesagt.