Zentralrat der Juden: Halle-Attentäter mit aller Härte bestrafen

Zentralrat der Juden: Halle-Attentäter mit aller Härte bestrafen

Berlin/Magdeburg (epd). Zu Beginn des Prozesses gegen den Halle-Attentäter Stephan B. in Magdeburg hat der Zentralrat der Juden in Deutschland dazu aufgerufen, beim Urteil die volle Härte des Gesetzes anzuwenden. "Es ist unvorstellbar grausam, welchen Judenhass Stephan B. verbreitet hat", erklärte Zentralratspräsident Josef Schuster am Dienstag in Berlin. Der Anschlag von Halle am 9. Oktober 2019 mache deutlich: "Mit den wiederkehrenden Tabubrüchen von rechtspopulistischen bis hin zu rechtsextremen öffentlichen Äußerungen ist erschreckenderweise auch die Hemmschwelle für Gewalt abgesunken."

Rund neun Monate nach dem antisemitischen Anschlag mit zwei Toten in Halle beginnt am Dienstag in Magdeburg der Prozess gegen den Attentäter Stephan B.. Die insgesamt 123 Seiten umfassende Anklage der Bundesanwaltschaft wirft dem 28-Jährigen Mord in zwei Fällen und versuchten Mord vor. Die Anklage listet neun Mordversuche auf, die insgesamt 68 Menschen betreffen.

Der Anschlag auf die Synagoge in Halle habe die jüdische Gemeinschaft zutiefst erschüttert und traumatisiert, fügte Schuster hinzu: "Was die Menschen an Jom Kippur in der Synagoge von Halle durchleiden mussten, bleibt unvorstellbar. Die Minuten in Todesangst bleiben unvergessen. Wie durch ein Wunder konnten sie dem geplanten Massaker entgehen." Schuster gedachte zugleich der beiden Mordopfer, einer 40 Jahre alten Passantin und einem 20 Jahre alten Mann.

Der Zentralrat der Juden halte es für unerlässlich, dass die Hintergründe der Tat gründlich und lückenlos aufgearbeitet werden, so Schuster. Ebenso müsse der Frage nachgegangen werden, ob der Attentäter Unterstützer hatte und in rechte Netzwerke eingebunden war. Angesichts jüngster Rechtsextremismus-Fälle und neuer Drohschreiben des "NSU 2.0" gelte es noch genauer hinzusehen. Gerade der Staat dürfe in der Bekämpfung von Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus nicht nachlassen. "Ein klares Urteil über die Taten von Stephan B. setzt ein deutliches Signal gegen Gewalt und Rechtsextremismus in Deutschland", erklärte Schuster.