Charlotte Knobloch würdigt Zentralrat der Juden zum 70. Geburtstag

Charlotte Knobloch würdigt Zentralrat der Juden zum 70. Geburtstag

München, Berlin (epd). Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, hat das 70-jährige Bestehen des Zentralrats gewürdigt. "Als am 19. Juli 1950 Vertreter des jüdischen Lebens aus ganz Deutschland zusammenkamen, um gemeinsam einen neuen 'Zentralrat' zu gründen, da schien es unvorstellbar, dass es noch 70 Jahre später einmal Gratulationen zum Jubiläum geben würde", schreibt die 87-Jährige in einem Gastbeitrag für die Zeitung "Bild am Sonntag".

Gerade einmal fünf Jahre nach Ende des Holocaust und in einem noch immer zerstörten Land habe niemand mit einer solchen Lebensdauer gerechnet, betont Knobloch, die von 2006 bis 2010 Präsidentin des Zentralrats war. "Der frühe Zentralrat sollte vor allem das tägliche Überleben erleichtern und ansonsten das jüdische Erbe in Deutschland geordnet abwickeln."

In den vergangenen 70 Jahren sei die jüdische Gemeinschaft in Deutschland nicht nur nicht verschwunden, sondern sei heute "größer, vielfältiger und vor allem sichtbarer als je zuvor nach 1945", schreibt Knobloch. Dennoch sei ein solcher Zusammenschluss wie im Zentralrat wichtig. In Zeiten von wachsendem Judenhass werde eine solche jüdische Stimme gebraucht und gehört, sagte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern.

Dem Zentralrat gehören nach eigenen Angaben derzeit 105 jüdische Gemeinden mit rund 100.000 Mitgliedern an. Der Zentralrat sollte zunächst nur eine Interessenvertretung während einer Übergangszeit bis zur endgültigen Ausreise sein. Zu den Überlebenden des Holocaust kamen dann aber die Rückkehrer aus dem Exil und Juden aus Osteuropa. Seit den 1990er Jahren sind die Gemeinden durch Zuwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion stark gewachsen.