UN-Menschenrechtskommissariat besorgt über Gewalt in Äthiopien

UN-Menschenrechtskommissariat besorgt über Gewalt in Äthiopien

Genf (epd). Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte ist tief besorgt über die tagelange Gewalt mit Dutzenden Toten in Äthiopien. Demonstranten und Sicherheitskräfte sollten Zurückhaltung üben, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden, forderte der Sprecher des Hochkommissariats, Rupert Colville, am Freitag in Genf. Laut der Regierung seien rund 50 Menschen durch Gewalt getötet worden, Medien hingegen gingen von rund 80 Getöteten aus.

Die Gewalt in Äthiopien entzündete sich an der Tötung des prominenten Politsängers und Aktivisten Hachalu Hundessa am Montag in der Hauptstadt Addis Abeba. Der Sänger stammte aus der Oromia-Region, die die Hauptstadt Addis Abeba umgibt. Sein Tod habe zu Protesten im ganzen Land und geführt, die teilweise friedlich verlaufen seien, sagte der Sprecher. Andere Protestzüge seien von Anfang an gewalttätig verlaufen. Gebäude seien zerstört und niedergebrannt worden, in Addis Abeba seien Schüsse und Explosionen verzeichnet worden.

Hintergrund der Unruhen sind seit längerem wachsende Spannungen zwischen Oromo-Nationalisten und Ministerpräsident Abiy Ahmed, der selber Oromo ist. Hundessas Songs galten als "Soundtrack" der Oromo-Proteste, die 2018 zum Sturz der Regierung von Ministerpräsident Hailemariam Desalegn und der Amtsübernahme durch Abiy geführt hatten. Der festgenommene Oppositionspolitiker Jawar Mohammed, in dessen Fernsehsender zahlreiche Kritiker des Ministerpräsidenten zu Wort kommen, wirft Abiy vor, sich zu wenig um die Belange der Oromo zu kümmern und spricht sich für eine Unabhängigkeit der Region aus.