Trauer um Papstbruder Georg Ratzinger

Trauer um Papstbruder Georg Ratzinger
Er war Priester, Kirchenmusiker und Papstbruder. Doch vor allem verstand er sich als Domkapellmeister: Georg Ratzinger starb im Alter von 96 Jahren in Regensburg. Der emeritierte Papst Benedikt XVI. gab ihm ein letztes Geleit.

Regensburg/München (epd). Georg Ratzinger ist tot. Der Bruder des emeritierten Papst Benedikt XVI. starb am Mittwoch im Alter von 96 Jahren in Regensburg, wie das Bistum Regensburg mitteilte. Ratzinger war von 1964 bis 1994 Leiter des weltberühmten Knabenchors Regensburger Domspatzen.

Am Tod des Papstbruders und früheren Domkapellmeisters nahmen am Mittwoch Wegbegleiter Anteil. Der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, erklärte, dass er dem Verstorbenen und auch dessen Bruder, die beide 1951 im Dom zu Freising zu Priestern geweiht wurden, sehr verbunden sei. Besonders nahe fühle er sich in diesen Stunden dem Papst emeritus, der seinen Bruder verloren habe. "Mit seinem Besuch in Regensburg hat er ein Zeichen echter christlicher Nächstenliebe gesetzt", sagte Marx laut Mitteilung. Benedikt XVI. war Mitte Juni von Rom aus an das Krankenbett seines drei Jahre älteren Bruders gereist, um sich von ihm zu verabschieden.

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer sagte, Georg Ratzinger habe "Konzertsäle in Gebetshäuser" verwandeln können. Seine Musik sei Gebetsschule, Glaubensunterweisung und Predigt gewesen. Das habe man bei vielen Gottesdiensten im Dom und anderen Kirchen erfahren dürfen. Ratzingers Dirigat habe "Schönheit, Herzenswärme und Erhabenheit" verkörpert.

Sein direkter Nachfolger als Domkapellmeister, Roland Büchner, würdigte Ratzinger, der an der Entwicklung der Domspatzen auch noch als Emeritus Anteil genommen habe. "Er verkörperte die Verbindung von Priester und Musiker in idealer Weise, war Vorbild und Orientierung für Generationen von Domspatzen."

Der amtierende Domkapellmeister Christian Heiß, der selbst einst Schüler bei den Domspatzen war, dankte Ratzinger. "Ohne ihn wäre ich nicht das, was ich heute bin." Die Domspatzen werden auch das Requiem für ihren langjährigen Leiter musikalisch gestalten, teilten die Domspatzen mit. Ratzinger soll im Stiftungsgrab der Domspatzen, am Unteren Katholischen Friedhof in Regensburg, begraben werden.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. war am 18. Juni überraschend von Rom nach Deutschland gereist, um seinen kranken Bruder zu besuchen, dessen Gesundheitszustand sich verschlechtert hatte. Joseph Ratzinger war 2011 als Papst das letzte Mal in seiner deutschen Heimat zu Besuch gewesen. 2013 hatte er sich nach acht Jahren von der Spitze der katholischen Kirche zurückgezogen.

Georg Ratzinger wurde am 15. Januar 1924 in Pleiskirchen bei Altötting geboren. Er studierte Theologie und Musik. Nach seinem Rücktritt als Chorleiter der Regensburger Domspatzen wurden Missbrauchsvorwürfe gegen ihn bekannt. Laut dem 2017 veröffentlichten Bericht der katholischen Kirche zu den Missbrauchfällen bei den Domspatzen war Ratzinger Teil des Gewaltsystems.

Ratzinger lebte seit mehr als 50 Jahren in Regensburg. Sein Wohnhaus in der Luzengasse verließ er in den vergangenen Jahren nur noch selten. Zuletzt war er auf den Rollstuhl angewiesen und blind. Sein Bruder Joseph war sein engster Vertrauter.